Gemäss unserem Regierungssystem ist der Bundesrat zuständig für die Führung der Bundesverwaltung. Beim «Bau» dieses Systems im 19. Jahrhundert war die Bundesverwaltung jedoch von überschaubarer Grösse. Heute beschäftigt der Bund um die 45'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, verteilt auf insgesamt fast 40'000 Vollzeitstellen. Und jedes Jahr werden es mehr. Pro Departement sind also vom jeweiligen Bundesrat mindestens einige tausend Mitarbeitende zu führen.
Da würde man meinen, nur die erfahrensten Führungspersönlichkeiten würden für diesen Job geeignet sein. Weit gefehlt: bei den Bundesratswahlen stehen alle anderen Kriterien weiter oben auf der Liste als die Führungsqualitäten. Das ist auch diesmal nicht anders. Der Kronfavorit der Mitte ist ein Bauer, der noch nie einen grossen Betrieb geführt hat. Er hat nicht einmal Führungserfahrung als Regierungsrat, auch wenn dies nicht mehr als «eine Sandkastenübung» ist, verglichen mit der Führung der Bundesverwaltung.
Ist der Departementsvorsteher aber keine starke Führungspersönlichkeit, führen ganz einfach die Chefbeamtinnen und Chefbeamten das Departement. Und der Bundesrat ist bloss die vorgelagerte Dekoration, gerade gut genug, die Papiere der Verwaltung zu unterzeichnen und bei gröberen Politstürmen vor «seine» Beamtenschaft zu stehen.
Social Media bieten zahlreiche Möglichkeiten für die Verwaltung, die eigene Meinung auch dann an die Öffentlichkeit zu tragen, wenn sie von jener des Chefs oder der Chefin abweicht. Wer es etwas eleganter haben möchte, kann auch einfach einem der vielen im Bundeshaus verkehrenden Journalisten Insiderwissen zukommen lassen und damit die Pläne der Departementschefin untergraben. Die Beispiele für beide Machenschaften häufen sich in Bern.
Dass Letzteres vor allem den bürgerlichen Bundesräten widerfährt, ist kein Zufall. Bei den Departementen, die seit längerer Zeit in SP-Hand sind, wurden jeweils nach der Departementsverteilung zügig die wichtigen Kaderpositionen rot eingefärbt, sprich mit Parteigängerinnen und Parteigängern besetzt. Weil die bürgerlichen Bundesräte häufig ihre Schlüsselpositionen nicht so rasch oder gar nicht austauschen, laufen sie eine viel grössere Gefahr, von der eigenen Verwaltung torpediert zu werden.
Niemand würde eine Grossfirma mit mehreren tausend Angestellten einer Persönlichkeit anvertrauen, die über keine entsprechende Führungserfahrung verfügt. Bloss bei der Führung unseres Landes machen wir da immer und immer wieder eine Ausnahme. Und noch etwas: Wenn bei einer Grossfirma die Bürokratie stärker wird als die Produktion und der Verkauf, wenn sie überhandnimmt, dann geht es mit dem Unternehmen entweder sehr schnell bergab oder die Führung muss ausgetauscht werden; eine Restrukturierung ist nötig.
Bei der Führung der Schweiz nimmt die Bürokratie laufend zu und
damit nimmt (quasi automatisch) das Gewicht des (wertschöpfenden und steuerzahlenden)
Volkes und der (steuerzahlenden und Wohlstand generierenden) Wirtschaft laufend
ab. Wohin das führt, zeigen Länder wie Argentinien. Das südamerikanische Land war vor noch nicht allzu langer
Zeit viel reicher und wohlhabender als die Schweiz. Heute liegt es dank überbordender Bürokratie buchstäblich «am
Boden».
Die Bürokratie hat niemals Wohlstand geschaffen, auch wenn
uns das zum Beispiel viele Repräsentanten des ehemals preussischen Beamtenstaats
im Norden der Schweiz gerne weismachen möchten. Und noch etwas Wichtiges: die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger ist der Gegenpol zur Bürokratie. Je grösser die Bürokratie, umso kleiner die Freiheit.
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