Die Post schliesst weitere Filialen. Was ist davon zu halten? Einerseits ist es richtig, dass die Post sich unternehmerisch verhält: was nicht (mehr) rentiert, muss gekappt werden. Aber da gibt es eine gewichtige Einschränkung. Die Post ist erstens teilweise ein Monopolbetrieb und zweitens ein Staatsbetrieb mit einem klaren Versorgungsauftrag.
Deshalb kann die Post sich nicht einfach auf 200 bis 300 Filialen beschränken, wie dies eine (Gross-)Bank kann. Denn Banken gibt es bei uns sehr viele und zusammen betreiben sie ein Mehrfaches der Post-Standorte.
Zwei Dinge muten bei der Unternehmenspolitik der Schweizer Post seltsam an:
1.
Dass die Post immer so kommuniziert, dass sie
die «Schuld» für die Schliessungen ihren Kunden in die Schuhe schiebt.
2.
Dass sie aktuell davon redet, dass ihre Filialen
ähnlich denjenigen von Banken und Versicherungen sein sollten.
Zum ersten Punkt ist zu sagen, dass die Kunden die technische Entwicklung nicht verursachen, sondern ebenso wie die Post vor allem passiv davon betroffen sind. Zudem hat die Geschäftspolitik der Post seit längerem zum Ziel, die Kundinnen von ihren Filialen fernzuhalten. Zur Post gehen wird immer teurer – wer es billiger haben will, muss die Postgeschäfte zu Hause am PC erledigen. Weiter werden die Öffnungszeiten laufend eingeschränkt, was gerade Berufstätige dazu zwingt, den Postfilialen fern zu bleiben. Für die Älteren unter uns wird zudem der Weg zur nächsten Post auch laufend weiter (und häufig auch beschwerlicher).
Der zweite Punkt bleibt ein Rätsel. Weshalb will die Post einer Bank oder Versicherung gleichen? Sie hat eine andere Aufgabe und sollte sich allein auf diese fokussieren. Dazu sind keine «noblen» und teuren Filialen nötig, sondern qualitativ noble und kostengünstige Dienstleistungen für alle Einwohner und die Wirtschaft unseres Landes.
Die Post sollte damit aufhören ihre Kräfte zu verzetteln und laufend irgendwelche Unternehmen zu kaufen. Die Post-Manager sollten nicht mit Zukäufen und der Konkurrenzierung der Privatwirtschaft von ihrem eigentlichen Auftrag ablenken. Sie sollten sich vielmehr die Frage stellen (und diese unternehmerisch beantworten), wie sie im neuen digitalen Umfeld heute und morgen möglichst effizient qualitativ gute, kundennahe Dienstleistungen in ihrem Hauptgeschäft erbringen können.
Der Fokus genau auf dieses Ziel ist in den letzten Jahren verloren
gegangen. Die Post reagiert auf die Veränderungen des Marktes bzw. der
Nachfrage wie jedes schlecht geführte Unternehmen: mit einem Abbau an Stellen
und Dienstleistungen. Das ist naheliegend – zeugt aber von einem eigentlichen Managementversagen. Denn auf diese Weise werden weder die Herausforderungen
angenommen noch die Chancen genutzt.
Ein nennenswert grosser Teil der Schweizer Bevölkerung ist bereits heute im Rentenalter. Und diese Kundengruppe wächst wie keine andere in den nächsten Jahren. Was ist die Post-Antwort darauf? Es gibt keine. Kaum eine Software ist derart kompliziert wie jene der Post und für alle, die nicht IT-affin unterwegs sind, kennt die Post nur zwei Stichworte: Leistungsabbau und Preissteigerungen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass sich bald ein Privatunternehmen der Bedürfnisse und Wünsche dieser Altersgruppe annehmen wird. Es könnte der Beginn sein für ein kontinuierliches «Überflüssig-werden» des einstigen «gelben Riesen».
P.S. Die oberste Führung der Post obliegt dem zuständigen Bundesrat. Dort haben wir aber schon seit Kaspar Villiger keinen Unternehmer mehr gesehen; dafür umso mehr Verwalter. Kein Wunder, dass auch BR Rösti ins Abbau-Horn bläst und weder unternehmerische Ideen fordert noch klare unternehmerische Ziele setzt.
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