Wenn der Amtsschimmel so laut wiehert, wie in den letzten Wochen in der Stadt Solothurn, stellt sich stets die Frage nach dem Sinn der staatlichen Bürokratie. Und es sind die Bürgerinnen und Bürger, die genau diese Frage stellen. Manchmal etwas lauter und manchmal bloss hinter vorgehaltener Hand.
Ist der Protest so gross wie aktuell in Solothurn, ist das wie bei den Kakerlaken*: wenn man sie schon beim hellen Tag sieht, ist das Übel umso grösser.
Den Stein des Anstosses liefert in diesen Tagen die Altstadtkommission. Die eine Dame und die sechs Herren der Kommission für Altstadt und Denkmalpflege haben regelmässig das Bedürfnis auf ihre Existenz aufmerksam zu machen. Jedenfalls hat man als Aussenstehender genau dieses Gefühl:
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Da ziehen sie wegen einer ästhetischen Banalität
bis vor Bundesgericht und geben auch nach einer Niederlage in Lausanne noch
keine Ruhe. Dass sie dabei wohlgesinnte und verantwortungsbewusste Investoren drangsalieren
und verärgern, ist ihnen offenkundig egal. Die Rechnungen, alle
Rechnungen bezahlen jedoch die Steuerzahler – nicht die Altstadtkommissionsmitglieder.
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Da gängeln sie neustens das Gastrogewerbe der Stadt, das
soeben – manche knapp genug – die Coronakrise überstanden hat. Zentimeter sind
da plötzlich existentiell wichtig für die Ästhetik Solothurns. Ein abstraktes
Stadtbild, irgendwo auf weissem Papier schwarz beschrieben, ist plötzlich tausendmal
wichtiger als die Bedürfnisse lebendiger Menschen. Nein, nicht etwa die Bedürfnisse
der Beizer stehen hier zur Debatte, sondern die Bedürfnisse ihrer Kundschaft.
Und das sind noch immer lebendige Zweibeiner und keine wandelnden Papiertiger.
Hier nehmen sich ein paar Leute selber zu wichtig und vergessen darob, dass sie als Kommissionsmitglieder letztlich nur eine einzige Existenzberechtigung haben und dass sich diese definiert als Dienst an den Bewohnerinnen und Bewohnern dieser Stadt. Menschliche Bedürfnisse lassen sich höchst selten mit dem Metermass oder mit Bürokratie befriedigen. Sie benötigen ein «menschliches Mass», das Fakten und Empathie, Vernunft und Pragmatismus klug miteinander verbindet. Sonst kommt dem Handeln der Sinn abhanden.
*P.S. Selbstverständlich werden hier NICHT Menschen mit Ungeziefer verglichen. Es geht um einen VORGANG und einzig und allein darum. Jeder Mensch, egal in welcher Funktion tätig, hat seine unantastbare Würde und diese wird hier NICHT und niemals in Frage gestellt!
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