Immer wieder taucht diese Behauptung in den Leserbriefspalten und in Statements linker Politikerinnen auf: Die «Reichen» profitierten mehr als die «Armen» von der AHV. Denn erstens würden sie stets die Maximalrente erhalten und zweitens würden sie länger leben als jene Mitbürger, die weniger verdienten.
Das ist eine reine Behauptung, zuzuordnen einem linken Populismus, der vor keiner noch so abstrusen Fehlmeldung zurückschreckt. Das sind höchstens Pseudotatsachen. Ein paar Zahlen sollen verdeutlichen, welche Fakenews hier rote Politikerinnen ohne rot zu werden von sich geben.
Die jährliche AHV-Minimalrente beträgt aktuell 14'700 Franken, die Maximalrente 29'400. Die durchschnittliche Lebenserwartung in der Schweiz liegt bei knapp 86 Jahren für die Frauen und knapp 82 Jahren für die Männer; dies heisst, dass die Rentenzeit je 21 bzw. 17 Jahre beträgt. Das sind offizielle Zahlen des Bundesamtes für Statistik, die von jedermann überprüft werden können. Frauen beziehen also im Schnitt 4 Jahre länger eine AHV-Rente als Männer. Und hier liegt auch die einzige grössere Differenz zugunsten einer bestimmten Gesellschaftsgruppe.
Das heisst in Franken, dass Frauen (wenn sie dann alle bis 65 arbeiten) bis zu ihrem Tod im Minimum rund 309'000 Franken AHV-Rente erhalten, im Maximum gut 617'000. Männer im Minimum rund 250'000, maximal knapp 500'000 Franken. Der Schweizer Durchschnittslohn liegt aktuell bei CHF 78'000; das ergibt jährliche AHV-Beiträge von 8'268 Franken. Mit diesem Durchschnittslohn müsste eine Frau, um ihre eigene Maximalrente zu finanzieren, fast 75 Jahre (!) AHV-Beiträge bezahlen. Selbst bei der Minimalrente (die mit diesem Lohn sicherlich NICHT in Frage kommt; ab ca. 85'500 Jahreslohn gibt’s die Maximalrente) würde die Beitragszeit noch mehr als 37 Jahre betragen. Ein Mann müsste beim Durchschnittslohn für die Finanzierung seiner Maximalrente mehr als 60 Jahre arbeiten.
Mit anderen Worten: Wer allein damit argumentiert, er hätte sein Leben lang gearbeitet und deshalb mehr AHV-Geld zugute als er heute bekommt, der «übersieht» oder «vergisst» in den meisten Fällen, dass er schon heute viel mehr Geld aus der AHV-Kasse bekommt, als er je einbezahlt hat.
Und wer bezahlt die Differenz? Das sind erstens alle sehr gut Ausgebildeten und deshalb Gutverdienenden (die sog. «Reichen») via AHV-Beiträge und Steuern, die (gutverdienenden) Bundessteuerzahler und alle Konsumenten via die Mehrwertsteuer.
Was ist aber mit dem Argument, die Reichen würden ja sowieso mehr AHV erhalten, weil sie länger lebten? Dieses Argument ist äusserst absurd. Die durchschnittliche Lebenserwartung von sehr gut ausgebildeten (und damit meist auch sehr gut verdienenden) Personen liegt rund zwei Jahre über der Durchschnittslebenserwartung. Ein Mann mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 200'000 Franken bezahlt über eine Erwerbsdauer von 40 Jahren jedoch 1.272 Millionen an AHV-Beiträgen. Bei einer leicht überdurchschnittlichen Lebenserwartung wird er davon ca. 870-900'000 beziehen. Per Saldo wird dieser Mann also zwischen 350’ und 420'000 Franken mehr direkt in die AHV einbezahlt haben als er daraus bezieht. Hinzu kommen die oben erwähnten indirekten Beiträge über die Bundes- und die Mehrwertsteuer.
Das sind nun mal die Fakten.
Statistisch nicht erfasst ist dabei, dass akademisch
ausgebildete Personen überdurchschnittlich oft über das ordentliche Rentenalter hinaus erwerbstätig
sind - und damit weiterhin AHV-Beiträge einzahlen. Der Nettoeintrag der Gutverdienenden in die AHV-Kasse ist demnach in
realiter und gesamthaft noch um Einiges höher als hier soeben dargelegt.
Die vorgebrachten Argumente für eine 13. AHV-Rente taugen also alle nicht: sie halten der mit Zahlen und Fakten untermauerten Wirklichkeit nicht stand.
P.S. Bleibt die Frage, warum die Linke denn eine solche Initiative lanciert? Wohl allein, um beim stetig wachsenden "Volk der Seniorinnen und Senioren" zu punkten. Dafür nehmen sie auch in Kauf, ihre ursprünglichen Ziele und Werte zu verraten. Das ist aber keine Sachpolitik mehr; das ist reinster, faktenfreier Populismus - und "billig" obendrein.
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