Mittwoch, 17. Januar 2024

Ein Diener zweier Herren

Zwar ist es eine uralte Weisheit: Niemand kann (gleichzeitig) Diener zweier Herren sein. Dennoch hat die Solothurner Regierung einen Verwaltungsrat für die ASM ernannt, der gleichzeitig noch einen anderen Hut trägt – und die beiden Hüte kommen sich in die Quere. Natürlich lässt sich das alles «fein säuberlich» auseinanderhalten: Der Inhaber des Ingenieurbüros und der Kantonsvertreter im ASM-Verwaltungsrat. Wobei die ASM wesentliche Aufträge an genau dieses Ingenieurbüro vergibt. Auseinanderhalten lässt sich das jedoch bloss auf dem Papier; niemals aber in der (menschlichen) Realität.

Selbstverständlich – das ist jedenfalls zu hoffen – ist die entsprechende Person nicht direkt in Offerten auf der einen und in die Vergaben auf der anderen Seite involviert. Aber man kennt sich, man weiss voneinander. Ein ASM-Mitarbeiter wird im Zweifelsfall einen Auftrag lieber dem betreffenden Ingenieurbüro geben als dessen Konkurrenz; schliesslich sitzt dessen Besitzer bei der ASM ganz oben. Und wer will sich schon «freiwillig» Ärger verschaffen? Dabei geht es nicht mal bloss um die Auftragsvergabe. Nicht selten resultieren daraus Fragen der Vertragsabwicklung, Diskussionen über die Rechnungsstellung oder die Garantieleistungen. Hierbei ist das betreffende Ingenieurbüro überall in einer im Vergleich zur Konkurrenz besonders vorteilhaften Lage. Und das darf nicht sein.

Solche Ernennungen bzw. personellen Verflechtungen gehören in die Vergangenheit. Sie sind heute schlicht nicht mehr akzeptabel. Es gibt mehr als genug fachlich bestens ausgewiesene Persönlichkeiten in diesem Land, um die Interessen des Kantons Solothurn (oder die Intentionen unserer Regierung) im ASM-Verwaltungsrat zu vertreten. Es gibt notabene auch Ingenieur-Dozentinnen und -Professoren, sicher auch solche mit Solothurner Wurzeln, wenn es denn unbedingt sein muss. Diese sind häufig ausserordentlich kompetent, «neutral» und zudem fachtechnisch auf dem neusten Stand.

Die Alternative dazu wäre, dass wegen der personellen Verflechtung das entsprechende Ingenieurbüro keine Aufträge für die ASM mehr ausführt. Es gibt dafür in der Schweiz sogar beispielhafte Vorbilder. Das wäre dann auch der Tatbeweis für den Betreffenden, dass ihm der Kanton Solothurn wichtiger ist als das eigene Unternehmen. Ansonsten ...

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