Montag, 18. Dezember 2023

Ein Diebstahl an den Jüngeren

Die Pensionskasse des Kantons Solothurn (PKSO) hat soeben bekannt gegeben, dass sie – weil der Umwandlungssatz gesenkt werden muss – zusätzliche 111 (jawohl: hundertelf) Millionen Franken an alle jene ausschüttet, die im Moment älter als 60 Jahre sind.

Was heisst das zu Deutsch? Die Leitung der PKSO, die weitestgehend aus Personen besteht, die selber bei der PKSO versichert – also genau genommen Arbeitnehmer – sind, haben beschlossen, fünf Jahrgängen von Versicherten einen Super-Bonus zu schenken, weil sie «das Pech haben», länger zu leben als ursprünglich vorgesehen.

Dazu muss man das System der 2. Säule verstehen: jeder Arbeitnehmer «spart» monatlich einen Teil des Lohnes und zahlt diesen Betrag zusammen mit jenem des Arbeitgebers (normalerweise sind beide Beträge gleich hoch – beim Staat übernimmt dieser bzw. der Steuerzahler meist 75 statt 50 Prozent) auf sein persönliches Konto ein. Das am Tag der Pensionierung angesparte Geld wird danach ausbezahlt. Beim Kapitalbezug erhält der Versicherte den vollen Betrag in einer einmaligen Zahlung. Wird stattdessen eine Rente ausbezahlt, hatte der Gesetzgeber damit gerechnet, dass die durchschnittliche Lebenserwartung nach der Pensionierung 14 Jahre beträgt. Damit wurde der Rentenbetrag logischerweise durch diese 14 Jahre geteilt. Aktuell liegt jedoch die Lebenserwartung nach der Pensionierung bei rund 20 Jahren. Der angesparte Betrag müsste also durch 20 geteilt werden (hier spricht man vom sog. Umwandlungssatz).

Die PKSO hat ihr Reglement bzw. den Umwandlungssatz der Aktualität angepasst. Aber die Versicherten sollen nicht mit dieser Realität konfrontiert werden. Wenn 500'000 Franken durch 20 statt 14 Jahre geteilt wird, ergibt dies – das ist jedem klar, der eine einfache Division rechnen kann – eine etwas tiefere Monatsrente. Gesamthaft wird jedoch der gleiche Betrag ausbezahlt wie bisher, nur eben muss das Geld für mehr Jahre reichen. Das Rentenniveau, so meint die PKSO jedoch, werde mit ihren Trick «beibehalten». Das ist falsch: das Rentenniveau von fünf Jahrgängen wird mit der Extrazahlung massiv erhöht! Nämlich um 111 Millionen Franken.

Und woher nimmt die PKSO dieses Geld? Sie nimmt es den kommenden Generationen aus dem Portemonnaie. Ihnen werden die Renten gekürzt (indem sie nicht die eigentlich erarbeitet Verzinsung erhalten), damit ein paar ältere Damen und Herren mehr erhalten als sie eigentlich verdient haben.

Ist das soziale Gerechtigkeit? Eher wäre hier der Begriff der sachlichen Kurzsichtigkeit bei gleichzeitigem Verschliessen des einen Auges angemessen. Weil die einzelnen Versicherten der jüngeren Generationen nicht genau wissen, was man ihnen wegnimmt (dieser Diebstahl wird in den persönlichen Versicherungsausweisen nicht deklariert), können die Verantwortlichen weiter ruhig schlafen. Trotzdem ist das, was sie hier entschieden haben, in keinster Weise sachgerecht und in keinster Weise fair.

Warum haben die PKSO-Leute denn überhaupt so entschieden? Etwa deshalb, weil sie nicht den Mut haben, den Versicherten die (zugegeben harten) Tatsachen und gegebenen Fakten zu kommunizieren und zu erläutern? Oder ist etwa die Mehrzahl von ihnen über 60 Jahre alt?

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