Wenn Verwaltung oder Politik sich in wirtschaftliche Vorgänge einmischen, kommt meistens nichts Glorreiches heraus. Ein aktuelles Beispiel ist der sogenannte GEAK («Gebäudeenergieausweis der Kantone»). Wenn es nach dem Willen der Behörden geht, sollte für jedes Schweizer Gebäude ein GEAK erstellt werden. Ein solcher kostet für ein Einfamilienhaus zwischen CHF 1’400 und CHF 2'000. Einen Teil dieser Kosten übernehmen teilweise die Kantone – bzw. und ehrlicherweise: die Steuerzahlenden, also u.a. auch wieder die Haus- oder Wohnungsbesitzer.
Dieser Ausweis rangiert die Gebäude ähnlich den
EU-Energieeffizienzkategorien im Alphabet von A an aufwärts. Wobei «A» stets
grün für «besonders umweltfreundlich» dargestellt wird. Ab «B» wird es dann
gelb, danach orange und schliesslich tiefrot. Was nützt dieser GEAK den
Hauseigentümern, abgesehen davon, dass er ihr Portemonnaie erleichtert?
Eigentlich und genau genommen nichts. Die Kantone bewerben zwar den GEAK damit, dass der Hauseigentümer so wisse, wo sein Haus Energie verliere und wo nicht. Wie gut sein Dach gedämmt sei oder die Gebäudehülle. Jeder Hauseigentümer kennt jedoch das Alter und den Zustand seines Gebäudes. Im Normalfall kennt er auch die energetischen Schwachstellen und spätestens dann, wenn die Energiekosten wieder einmal hochschnellen, rechnete er sich auch aus, welche Massnahmen für das investierte Geld am meisten Energieeinsparungen bringen.
Aber sind denn diese GEAK-Berichte das Papier wert, auf dem sie gedruckt werden? Bei näherer Betrachtung wohl kaum. So steht da etwa über ein mehr als 30 Jahre altes Wohnhaus tatsächlich: «Durchschnittliche Wärmedämmung.» Die Dämmung «für aktuelle Neubauten» sei aber «doppelt so hoch». Obwohl bei diesem Haus mehr als 90 Prozent der Fenster dreifach verglaste Fenster der neusten Generation sind, stellt der Berichtsverfasser fest: «Die wärmetechnische Qualität der Fenster liegt unter dem aktuellen Stand der Technik.» Obwohl Geschirrspüler, Waschmaschine, Kochherd etc. in den letzten paar Jahren erneuert sowie praktisch alle Leuchtmittel auf LED umgestellt wurden, hält der GEAK-Bericht fest: «Die Energieeffizienz aller el. Verbraucher entspricht nicht mehr ganz dem heutigen Stand der Technik.» Dann empfiehlt der GEAK, das komplette Haus völlig neu und kompakt einzupacken. Abgesehen von den Kosten müsste dadurch aber die bestehende Gebäudetechnik vollständig ersetzt werden. Die dabei zerstörte riesige Menge an grauer Energie ist jedoch beim GEAK kein Thema – wäre ja auch angesichts der Komplexität doch etwas viel verlangt von den Behörden… Auch kein Thema ist damit die Frage, ob sich denn aus energetischer Gesamtsicht eine zusätzliche Isolation lohnt. Denn eine gute Isolation zu verdoppeln, bringt keine doppelte Energieersparnis, sondern vielleicht eine 20-prozentige. Unter Umständen jedoch nicht einmal so viel.
Wozu also der GEAK – ausser zur Arbeitsbeschaffung für kleine Ingenieurbüros? Die Politik hat mit dem GEAK zwar energiepolitisch gehandelt. Doch das Geld ist sowohl staats- wie eigentümerseitig denkbar schlecht investiert. Hätte man diese Millionen direkt in die Gebäude und deren Energieeffizienz investiert, wäre mehr entstanden als bloss bedrucktes (und damit teures wie überflüssiges) Papier. Noch besser: man hätte das Geld den Gebäudeeignern und Steuerzahlern gelassen. Sie hätten deutlich mehr damit erreicht.
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