Samstag, 26. August 2023

Die unanständig(e) reiche Schweiz

Reich sein ist zu einer Art Schimpfwort geworden. Nicht etwa so wie früher, als man Reichtum beneidete und Sprüche gängig waren wie: «Bei den Reichen lernt man sparen.» Heute ist Reichsein moralisch verwerflich, umanständig. Jedenfalls betonen das die Linksgrünen und viele Medien so, wie andere die Litanei beten.

Darum haftete der kürzlichen medialen Schlagzeile «Die Schweizer sind weltweit die reichsten» ein sehr negativer Beigeschmack an. Wer so reich ist, der muss stets ein schlechtes Gewissen und dementsprechend einen schlechten Schlaf haben.

Warum wir zuoberst auf der Liste stehen, geht dabei im Getöse unter. Denn ohne Klarheit ist das Getöse lauter – mit Klarheit wäre es inhaltsleer, hohl eben.

Warum sind die Schweizer denn reich? Dass wir länger und mehr arbeiten als viele andere Nationen ist dabei bloss eine, die unbedeutendere Seite der Erklärung. Es gibt zwei Hauptgründe:

1.      Die Immobilienpreise in der Schweiz. Die Häuser und Wohnungen sind bei uns derart teuer, weil wir sehr nach- und sehr werthaltig bauen. Unsere Bauten sind grundsätzlich auf eine Lebensdauer von mindestens 50 Jahren ausgerichtet. In Frankreich zum Beispiel sind das bloss 30 Jahre. Ausserdem ist die Schweiz klein und ein grosser Teil des Landes unbewohnbar. Den Rest wollen wir nicht komplett zubetonieren und haben deshalb eine rigide Raumplanung, die das Bauen klar begrenzt. Weil jedoch die Schweiz wächst, besteht ein starker Druck auf den Wohnungsmarkt. Und was knapp ist, ist teuer.

2.     Weil wir einen grossen Teil unserer Altersrente zu Lebzeiten ansparen. Und das jede und jeder für sich. Das Guthaben in der 2. Säule oder Pensionskasse kann gut und gerne mehr als eine halbe Million Franken betragen. Kurz vor der Pensionierung sind es bei Vielen gar mehr als 1 Million Franken.

Allein diese beiden Effekte – zusammen mit dem gutschweizerischen Hang zur Sparsamkeit – machen aus den Schweizern ein Volk von «Reichen». Bloss weil in anderen Ländern die Bevölkerungsdichte geringer (und das Bauland entsprechend günstiger) ist, bloss weil die dort billiger bauen, bloss weil die keine derart starke Währung wie den Schweizer Franken haben und bloss weil sie nicht individuell fürs Alter sparen, sind wir keineswegs «unanständig» reich. 

Auch wenn die linken Moral-Gebetsmühlen das noch lange (in der Regel aber nur bis zur nächsten BVG-Revision) behaupten, sieht die Realität eben doch anders aus.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen