Eigentlich geht auch diese Sache so aus, wie es die meisten tun: am Ende zu Gunsten der Staaten und zu Lasten der Steuerzahlenden. Worum geht es?
Um die grossen Staatsausgaben zu finanzieren bzw. der Überschuldung
von immer mehr Staaten entgegenzuwirken, hat die EU bzw. die EZB vor ein paar Jahren damit
begonnen, Geld zu drucken. Dies in einem Ausmass, wie es – historisch betrachtet
– noch nie der Fall war. Diverse weitere Staaten folgten dem Beispiel,
teilweise aus den gleichen Gründen wie die EU, teilweise um ihre Währungen vor
einer enormen und volkswirtschaftlich ungerechtfertigten Aufwertung zu schützen
Die Nationalbanken weiteten ihre Geldmengen in einem Tempo und einem Umfang aus, dass allen Volkswirtschaftlern klar war: hier folgt die Inflation auf dem Fuss. Die weltwirtschaftlichen Konstellationen – die Globalisierung verstärkte weltweit den Wettbewerb – vermochten die Inflation vorerst jedoch noch tief zu halten. Zudem schossen aufgrund der riesigen Geldmengen die Zinsen in den Keller; in der Schweiz gar ins Minus.
Doch dann kam der Funken, der das Pulverfass entzündete: Zuerst führte die Corona-Pandemie in vielen Bereichen zu einem Stottern der internationalen Handelsflüsse. Dann marschierte Putin in der Ukraine ein. Die Inflationsraten schossen in kürzester Zeit massiv in die Höhe. Plötzlich lagen sie in Mitteleuropa wieder im Bereich der 1960-er Jahre, was man noch vor 20 Jahren eigentlich für unwahrscheinlich gehalten hatte. Manche hatten vorher gar behauptet, sowas werde nie wieder Realität.
Die Inflation ist grundsätzlich immer gut für den Staatshaushalt: erstens reduziert diese die staatliche Schuldenlast (in Relation zum BIP) und zweitens führt sie zu höheren Steuereinnahmen. Beides können die meist hochverschuldeten Staaten der Gegenwart mehr als nötig gebrauchen.
Betrachten wir zum Beispiel die Mehrwertsteuer: Sie wird in Prozent des Verkaufspreises erhoben. Das heisst, wenn die Ware teurer wird, steigen die Staatseinnahmen – in absoluten Zahlen gerechnet. Aber auch die Einkommens- und Vermögenssteuern steigen «dank» der Inflation. Wer mehr verdient, zahlt auch mehr Steuern, wegen der sogenannten «kalten Progression» u.U. sogar unverhältnismässig mehr. Etwa dann, wenn der Steuerpflichtige wegen des höheren Einkommens in eine höhere Taxstufe kommt.
Eigentlich müsste der Staat die kalte Progression vollumfänglich berücksichtigen. Das heisst, er müsste möglichst zeitnah die Steuertarife entsprechend senken oder die Tabelle mit der Steuerprogression anpassen. Das fällt ihm aber bekanntlich schwer. So wird denn die Teuerung bei den Steuern erst mit Verspätung, bloss teilweise oder gar nicht ausgeglichen.
Mit anderen Worten: die Teuerung führt dazu, dass die
Steuerpflichtigen stärker zur Kasse gebeten werden. Oder im Klartext: Die
Steuern werden, auch in der Schweiz, erhöht – aber ohne Volksabstimmung oder Gemeindeversammlung. Quasi durchs Hintertürchen. Die Geschichte zeigt, dass es viele Jahre dauern kann, bis der Druck auf die Politik
so stark wird, dass sie handelt. Inzwischen dürfen sich unsere Behörden und
Politiker auf die Brust klopfen und sich über munter fliessende Staatseinnahmen und volle Staatskassen freuen. Viel Geld steht zum fröhlichen Verteilen zur Verfügung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen