Kulturpolitik ist unzweifelhaft wichtig. Sie folgt auf die Bildungs- und Wirtschaftspolitik an dritter Stelle. Oder etwa nicht? Denn wer die Fülle an Kulturpreisen in unserem Land überblickt – falls denn jemand sowas überhaupt tun kann – wird feststellen, dass keine Branche und keine Aufgabe weder für die Gesellschaft noch für die Wirtschaft in ähnlicher Wiese jährlich belobigt und belohnt wird wie die Kunst- und Kulturbranche..
Allein im Kanton Solothurn dürften pro Jahr gegen 100 Kultur- und Kunstpreise verliehen werden. Wirtschaftspreise sind es gerade einmal eine knappe Hand voll. Und für die aufopferungsvolle Tätigkeit im Gesundheitswesen und Bildung werden jährlich bei uns 0 (null) Ärzte, 0 (null) Lehrpersonen und 0 (null) Angehörige des Pflegepersonals ausgezeichnet.
Nur die Sportlerinnen und Sportler verfügen noch über eine gewisse Preis-Anzahl – wenn auch in sehr viel kleinerer Menge.
Weshalb wird bei uns das Kulturschaffen nicht nur sehr grosszügig subventioniert (auch Lotterie-Gelder sind Subventionen) sondern auch derart mit Preisen überhäuft? Etwa allein, weil sich auf diese Weise Jury-Mitglieder (die meist mit den Prämierten «im gleichen Boot» sitzen) und Politikerinnen ohne viel Aufwand in Szene setzen können?
Oder etwa, weil die Wenigsten viel von Kunst verstehen und deshalb,
um keine «schwierigen» Diskussionen führen zu müssen, einfach alles als Kunst
bezeichnen? Oder zumindest all das, was die Erschaffer selbst als Kunst
bezeichnen?
Da bekommen Kunstmaler Preise, die auch 30 Jahre danach noch niemand kennt und für deren Werke sich niemand interessiert und für die deshalb kein Markt besteht. Da werden literarische Erstlingswerke in den Himmel gelobt, obwohl sie äusserst medioker daherkommen und sich die grossen Hoffnungen in das «Jungtalent» schon fünf Jahre später zerschlagen haben.
Nein, der Markt und die Rezipienten sind nicht schuld, wenn ein Künstler keinen Erfolg hat. So wenig wie die ausbleibenden Gäste schuld sind am Bankrott der Beiz. Wenn Künstler unsere Gesellschaft nicht ansprechen; wenn sie von uns Rezipienten nicht verstanden werden, dann heisst das nicht, dass es sich in jedem Fall um ein verkanntes Genie handelt. Vielleicht ist das eben schlicht keine Kunst, was hier produziert wird. Oder die Werke gefallen halt bloss der Künstlerin; sonst kann niemand etwas damit anfangen. Auch das ist eben möglich.
Dass junge Künstler gefördert werden, ist lobenswert. Aber weshalb werden nicht auch junge Köche, junge Unternehmer, junge Ärzte, junge Chemiker, junge Lehrpersonen, junge Pflegefachleute etc. gefördert? Und weshalb werden mit Solothurner Steuergeld auch ausserkantonale Künstler gefördert? Damit diese sicher auch in ihrem Heimatkanton Beachtung finden? Wie wird dieses Steuergeldausgeben überhaupt gerechtfertigt?
Den Vogel abgeschossen hat wieder einmal die Stadt Grenchen: den «Kulturpreis der Stadt und Region Grenchen» erhielt in diesem Jahr eine Künstlerin, die bereits verstorben ist. Deren Erben werden sich freuen – für die Kunst hingegen ist diese Kulturpolitik nicht. Schon eher für die Katz oder die Mülltonne.
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