Trifft es zuerst die Schriftsteller und dann uns alle? Wird uns bald staatlich vorgeschrieben, was wir sagen und denken dürfen und was nicht? Hier in der Schweiz? Kaum zu glauben, aber wir sind auf dem schnellsten Weg dahin – oder sind wir etwa dort schon angekommen? Die staatliche Zensur ist wieder aufgewacht.
Stadt Basel im Jahr 2023. Die links-grüne Regierung des Stadtkantons befiehlt alle Mitglieder von Kultur-Jurys zur «Weiterbildung». In einem Kurs sollen sie lernen, was gendergerechte Sprache ist und was in den Ohren und Augen der Obrigkeit noch erlaubt ist und was nicht. Auch Kunstschaffende selber werden aufgeboten zu dieser «Weiterbildung». Auf welche Gesetze und auf welche Verfassung sich solche Aufgebote stützen, würde nicht nur die Juristen interessieren…
Und da gibt es im Provinznest Basel doch tatsächlich einen Schriftsteller, der internationales Ansehen geniesst. Er spart sich den Weiterbildungskurs und konzentriert sich auf sein Schreiben. «Dummerweise» kommt er auf die Idee, erste Seiten eines neuen Romans einer kantonalen Jury einzusenden. Die ist von der Probe sehr angetan und spricht dem Schriftsteller einen Werkbeitrag zu.
Aber da hat die Jury nicht mit den Beamten von Baselstadt gerechnet. Zwei Jurymitglieder sind gleichzeitig Staatsbeamte. Sie drehen den Entscheid hinter dem Rücken der Jury, weil sie feststellen, dass der Schriftsteller das – wie es offiziell hiess – «Z-Wort» verwendet hätte. Um klar zu stellen: es geht hier nicht etwa um die russische Invasion in der Ukraine.
Vielmehr hat sich der Schriftsteller doch tatsächlich die Freiheit herausgenommen und hat einen Protagonisten im Roman das «Z-Wort» verwenden lassen. Wovon ist hier die Rede? Der Roman handelt in den 60-er Jahren. Damals nannte man im ganzen Land die Fahrenden «Zigeuner». Und man meinte das keineswegs abwertend. Das war schlicht die Bezeichnung für alle Fahrenden, egal ob Sinti, Roma oder andere. Den Unterschied der verschiedenen Volksgruppen kannten sowieso nur ein paar Intellektuelle.
Wenn in den 50-er und 60-er Jahren die Zigeuner im Dorf waren,
war das eine willkommene Abwechslung. Und es wurden wieder ein paar Körbe
geflickt und Messer wie Scheren geschliffen. Zudem haftete diesen Menschen und
ihrer Lebensweise auch etwas Exotisches, Faszinierendes an. Mancher wäre
sicherlich auch gerne mit ihnen weitergezogen. Volkslieder und Schlager schwärmten von dieser Lebensweise.
Nicht aber die Basler Beamten. Sie verlangten, dass der Schriftsteller das Wort «Zigeuner» sofort aus dem Werk streiche und auch sonst «zu Kreuze krieche». Dieser weigerte sich jedoch – völlig zurecht. Die Stadt-Basler Beamten strichen ihm deshalb umgehend den Werkbeitrag. Fehlte nur noch, dass sie ihn wegen Rassismus vor Gericht stellten.
Speziell an der Geschichte: Mitglied der Jury ist auch eine rumänische Schriftstellerin, die vor dem kommunistischen Regime in die Schweiz flüchtete. Ihr Kommentar: das erinnere sie an alte Zeiten.
Ist das die Freiheit, die wir uns vorstellen und wünschen?
Vergessen wir nicht: zuerst betrifft es die Intellektuellen, die
Schriftsteller, dann uns alle. Wird uns bald das freie Wort verboten? Dürfen
wir bald nur noch denken und sprechen, was unserer Obrigkeit gefällt?
Es besteht noch kein Grund zur Panik. Aber es gibt äusserst relevante Gründe, sich grosse Sorgen zu machen und es gibt noch mehr Gründe das freie Wort, die freie Schreibe, das freie Denken wieder mit aller Kraft zu verteidigen.
Nein, es geht nicht darum, hier dem Rassismus das Wort zu
reden. Rassismus ist diskussionslos zu verabscheuen und zu verurteilen. – aber
Rassismus darf niemals von Beamten und Politikern mit der Freiheit des Denkens und
der Rede verwechselt und dazu missbraucht werden, diese Freiheit
einzuschränken.
Nach Zensur noch Amtsmissbrauch?
Da schaut sich ein Grüner Nationalrat einen DOK-Film an und stellt fest, dass sich forschenderweise um die Krähe (das Thema des Films) nur Männer gekümmert haben, bzw. ausschliesslich solche im Film genannt werden. Flugs - schliesslich ist man nicht umsonst im Bundesparlament - reicht er in Bern einen Vorstoss ein und verlangt, dass künftig vom Bund bloss noch Filme gefördert werden, in denen eine Mindestzahl an Frauen vorkommt. Da stelle ich mir vor, wie bei Filmen über männliche Prostata-Probleme oder über Gynäkologie künftig auch Frauen bzw. Männer mittun müssen, Selbst wenn sie von der Sache nichts verstehen sollten.
Wenn die Dämme einmal gefallen sind, hält die Dummheit niemand mehr auf...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen