Während Jahrhunderten haben Wissenschaftler und Gelehrte versucht, ein Perpetuum mobile zu schaffen. Sie sind alle kläglich gescheitert. Die Physiker haben den Grund dafür bald herausgefunden. Denn physikalische Gesetze sind unerbittlich, können von den Menschen mit noch so viel Einsatz, Herzblut oder Parteiideologie nicht ausgehebelt werden. Ähnlich denjenigen, die versuchten Gold herzustellen, sind sie alle im Nichts gelandet. Verarmt gestorben, weil all ihr Vermögen in diesen unmöglichen Traum floss, sind die einen. Die weniger Glücklichen wurden einen Kopf kürzer gemacht, weil sie das ihren Geldgebern versprochene Ziel zu Lasten von deren Portemonnaie nie erreichen konnten.
Jetzt sind sie aber wieder unterwegs, die Alchimisten und Perpetuum-mobile-Träumer. Ihr Traum: wenn wir alle weniger arbeiten – vier statt fünf Tage pro Woche – werden wir alle sehr glücklich werden. Wahrscheinlich meinen sie damit: wir arbeiten vier Tage beim Arbeitgeber A – und dann noch zwei beim Arbeitgeber B. Damit können wir uns dann mehr leisten als heute mit nur einem Job...
In den letzten 30 Jahren haben die Kosten für unser Sozialsystem massiv zugenommen. Das Geld dafür – egal ob für die AHV, die Pensionskasse, die IV, die Arbeitslosenversicherung oder die Krankenversicherung/Gesundheitskosten – muss weitestgehend von der arbeitenden Bevölkerung aufgebracht, beziehungsweise verdient werden. Damit sind die Kosten pro Arbeitsstunde in der Schweiz stark gestiegen. Und das wäre auch so, wenn der Arbeitnehmer in diesen drei Jahrzehnten stets gleichviel verdient hätte. Dem ist aber aus verschiedenen Gründen und zurecht nicht so.
Das heisst: die Schweiz verdankt ihren Wohlstand dem Fleiss ihrer werktätigen Bevölkerung. Die Ausgangslage von Frankreich ist an sich ähnlich wie diejenige von uns. Bloss noch etwas besser. Frankreich verfügt über Bodenschätze und vergleichsweise über prozentual viel weniger nicht nutzbaren Boden als die Schweiz. Trotzdem ist der Wohlstand in unserem westlichen Nachbarland tiefer als bei uns. Fast 400'000 Arbeitnehmer aus unseren Nachbarstaaten pendeln täglich in die Schweiz zur Arbeit. Davon besitzen mehr als 56 Prozent (Zahlen 2022) einen französischen Pass.
Rund 200'000 Französinnen und Franzosen kommen also täglich in die Schweiz zur Arbeit. Sie kommen aus einem Land mit einer 35-Stunden-Woche und sechs Wochen Ferien in ein Land mit einer 40- bis 45-Stundenwoche und vier Wochen Ferien. Warum bloss tun sie sich das an? Zum Beispiel, weil sie in der Schweiz deutlich mehr verdienen können. Weil sie hier weniger Steuern bezahlen müssen. Weil ihr Lohn in harten Schweizer Franken ausbezahlt wird und weil sie hier eben eine Stelle gefunden haben.
Mit anderen Worten: die Schweiz ist trotz 10 Stunden mehr Arbeit pro Woche und weniger Ferien attraktiver als Frankreich – und das für die Franzosen. Natürlich würden viele von uns lieber im Gras liegen und den Vögeln des Himmels zuschauen als zu arbeiten. Wenn wir aber die Wahl haben zwischen mehr Wohlstand/mehr arbeiten und weniger Wohlstand/weniger arbeiten, entscheiden sich die allermeisten von uns für das erstere. Etwa weil uns eine schöne Wohnung wichtig ist; weil uns ein Hobby wichtig ist – auch wenn es Geld kostet. Weil wir gerne einen sicheren Arbeitsplatz haben. Weil wir eine sichere Stromversorgung, ausgezeichnetes Trinkwasser, gute Spitäler, saubere Städte, gute öffentliche Verkehrsmittel, eine gute Gesundheitsversorgung, gute Schulen für unsere Kinder, eine sichere Vorsorge im Alter etc, etc. als wichtig erachten und bereit sind etwas dafür zu leisten. "Dummerweise" nur eben müssen wir unseren Wohlstand täglich verdienen.
Die SP, die Grünen und die Gewerkschaften versuchen uns zwar wieder einmal mit gütiger Mithilfe einiger Medien weiszumachen, dass wir unseren Wohlstand und all das, was uns lieb und teuer ist, auch behalten können, wenn wir weniger arbeiten. Aber das sind die Weissagungen der Alchimisten. Das ist der Traum vom Perpetuum mobile. Träumen kann man ihn noch so gerne – die Realität wird sich jedoch nie daran halten.
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