Die Linke empörte sich Jahrzehnte darüber, dass die römisch-katholische Kirche einen Index führte. Dass in den Gymnasien noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Klassiker von Sophokles über Shakespeare bis Goethe von jenen Versen und Begriffen «gereinigt» wurden, in denen zu deutlich von Sexualität und anderem, aus der Sicht Roms "Unpassendem", die Rede war.
Inzwischen hat Rom seinen Feldzug auf «unanständige» Bücher und auf «Unanständiges» in Büchern längst eingestellt. Der berüchtigte römische Index ist Geschichte.
Aber nun wollen die Linken und Grünen uns das «Maul verbieten». Wir sollen nur noch reden dürfen, wie es ihnen beliebt. Wort um Wort, Begriff um Begriff werden auf den neuen «Index» gesetzt. Der Unterschied zum römischen Index? Bei diesem konnte man im allerhöchsten Fall exkommuniziert (oder zu Deutsch: aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen) werden. Heute drohen gesellschaftliche Ächtung, Verlust des Berufes und/oder der Lebensgrundlage, inkl. Sippenhaftung über X Generationen. Neustens ist man schon ein Rassist oder zumindest ein Kolonialist, wenn man einen «Toast Hawaii» auftischt. Eine Busse droht, wenn ich im Dorflädeli einen «Mohrenkopf» ordere, obwohl ich da niemals ans Haupt eines Afrikaners, sondern schlicht und einfach an Schoggi mit süssem Eierschaum denke.
Rassismus ist ebenso verwerflich wie Antisemitismus (die Linke möge sich das hinter die Ohren schreiben). Alle Formen offener und gewollter Diskriminierung sind inhuman und klar zu verurteilen. Es gibt menschenverachtende Literatur und Kunst (zum Beispiel jene des Kommunismus oder des Nationalsozialismus). Aber auch diese gilt es nicht zu verbieten und zu verbrennen, sondern mit Menschenwürde und Freiheit zu konfrontieren.
Denn Menschenwürde und Freiheit sind das Gegenpaar zum Rassismus. Und nicht die Zensur.
Die Zensur hat die gleichen geistigen Vorfahren wie Rassismus und
Antisemitismus. Die freie Rede ist ein äusserst hohes Gut. Sie bringt zum
Ausdruck, dass jeder Mensch eine unteilbare und stets zu respektierende Würde
hat. Sie ist die zentrale Grundlage jeglicher Freiheit. Sie darf nicht
leichtfertig und -sinnig auf dem Altar von (Partei-)Ideologien geopfert werden;
ganz egal, wes Geistes Kind letztere sind.
Wer die freie Rede einschränkt, übt Zensur. Zensur und Freiheit jedoch
sind ein absolut unverträgliches Gegensatzpaar.
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