Die SRG ist unabhängig und objektiv-professionell? Immer mehr zeigt sich, dass dies einer Art Wunschdenken aus grauer Vorzeit entspricht. Selbst in der Sportberichterstattung ist momentan die persönliche Meinung der zuständigen Journalistinnen und Journalisten wichtiger als die Sache an sich – oder mindestens ebenso wichtig.
Jüngstes Beispiel?
Die Schweiz darf 2025 die Europameisterschaft der Fussballerinnen
durchführen, die offizielle «Frauenfussball-Europameisterschaft». Ein Grund für
eine erfreute Berichterstattung der Sportredaktionen (wobei interessanterweise bisher
weder die Frage nach den Kosten noch danach, wer am Ende diese Kosten wirklich
bezahlen soll, den meisten unserer Medien – inkl. SRG – eine vertiefte Information
wert war).
Die Sportredaktorin des Deutschschweizer Radios jedoch hat allein schon Mühe mit der Bezeichnung «Frauenfussball». Es frage sich, ob in der heutigen Zeit eine solche Bezeichnung noch angebracht sei. Sie denkt offensichtlich, dass auch hier eine geschlechtsneutrale Bezeichnung eingeführt werden sollte. Wie das gehen soll, bleibt ihr Geheimnis.
Als Zuhörer («alter weisser Mann») frage ich mich schon: sind die Damen und Herren bei der SRG in Oerlikon unter einer Glasglocke zuhause? Meinen diese äusserst gut bezahlten SRG-Mitarbeitenden tatsächlich, dass die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer genau so denkt wie sie? Bzw. dass sie dieses Denken auch nur teilt?
Da fragt sich der geneigte Radiohörer tatsächlich, ob er künftig den Begriff «Frauenfussball» noch verwenden darf oder ob er dabei bereits wegen Rassismus oder Sexismus angeklagt und moralisch (evtl. gar auch noch justiziabel?) verurteilt wird?
Und dies, obwohl der gleiche Zuhörer als junger Mann den Toleranzgedanken von Gotthold Ephraim Lessing (gestorben 1781), dramaturgisch inszeniert in «Nathan der Weise», als Inbegriff humanen Denkens betrachtet hat. Heute jedoch scheinen viele Schweizerinnen und Schweizer Immanuel Kant völlig zu missverstehen.
P.S. «Critik der reinen Vernunft» heisst das Hauptwerk Immanuel Kants. Es enthält den berühmten Kategorischen Imperativ: Handle stets so, dass die Maxime deines Handelns als allgemeine Gesetzgebung gelten kann.
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