Jetzt werden sie wieder herbeigesehnt und oft auch montiert: Die Weihnachtsbeleuchtungen. Hierzulande jedoch bleiben die Leuchten mindestens teilweise auf dem Estrich oder im Keller. Oder die Teilmontage ist mit einem schlechten Gewissen verbunden. Strom sparen ist angesagt – und dazu passen grosszügige Lichterketten, leuchtende Sterne und nachts erhellte Strassen nicht. Trotz der finsteren Jahreszeit, die soeben angebrochen ist.
Gemeinden verzichten reihenweise auf die Weihnachtsbeleuchtung oder reduzieren sie mindestens stark. Strassenlaternen werden nächtens ganz oder teilweise abgeschaltet. Schaufenster bleiben ausserhalb der Ladenöffnungszeit dunkel. Unsere Dörfer und Städte bieten ein dunkles und eher tristes Bild – wenig einladend. Zwei aktuelle Beispiele? Selzach bleibt ab 01.00 Uhr nachts komplett dunkel. Die Stadt Winterthur verbietet (!) die Weihnachtsbeleuchtung in diesem Jahr. Die Politik, die dieses energiepolitische und energietechnische Versagen verantwortet, verbietet uns die vorweihnachtliche Freude. Oder sie vermiest sie uns wenigstens. Selbst die Sicherheit muss da gefälligst hintanstehen.
Und im europäischen Ausland?
Ein aktueller Augenschein in einer Stadt in Baden-Württemberg: Mit grossem
Aufwand wird seit den ersten Novembertagen installiert. Marktstände und Lichterketten in rauen
Mengen. Letztere werden auch gleich angeschlossen und in Betrieb genommen. Jeden Tag
einige mehr. Sie machen schliesslich Werbung für einen grossen «Christkindlmarkt»
und der soll nach den pandemiebedingten Absagen endlich wieder an beste Zeiten anknüpfen; als die Energie billig und im Überfluss verfügbar war. Energiesparen? Fehlanzeige. Dafür interessiert sich hier keiner. Die
Schaufenster sind hell erleuchtet; die Stadt soll im vollsten
vorweihnächtlichen Glanz erstrahlen. Die Strassen tragen bereits anfangs November
alle ihre Weihnachtsdekoration.
Ausgerechnet in Deutschland sorgen unter anderen auch einige
öffentlich-rechtliche Schweizer Stromproduzenten dafür, dass die Steckdose stets
einwandfrei liefert. Schliesslich sind die teuren Windkraftanlagen erst zu
maximal 20 Prozent ausgelastet. Da besteht noch Optimierungsbedarf. Und weil der
Strom im Nachbarland grad so schön teuer ist, verkaufen die Werke, die
eigentlich uns Schweizern gehören, noch so gerne teuren Speicherstrom aus den Schweizer Alpen nach Norden. Will dies die Politik verhindern, soll sie dafür bezahlen. Hunderte
von Millionen an Steuergeldern fliessen deswegen zusätzlich in unsere
öffentlich-rechtlichen Werke. Geld, das sie dann wieder im Ausland investieren
können.
Und wir? Wir sparen und sparen und sparen – und zahlen. Damit
zum Beispiel in Deutschland alles wunderbar hell leuchtet. Ja tatsächlich: wir
sind auf der ganzen Linie die Dummen. Wir sind aus Sicht unserer Nachbarn eben «die Kuhschweizer». Diese hocken blöd im Finstern, während die anderen im
Lichte feiern. Wird vielleicht eines Tages auch uns ein Licht aufgehen?
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