Donnerstag, 27. Oktober 2022

Wenn der Service public fremd geht

Millionen bezahlt der Bund für seine Kampagne, die uns u.a. klarmacht, dass wir Energie verschwenden, wenn wir unnötig das Licht brennen lassen oder die Fenster im Winter Tag und Nacht offenstehen lassen. Wenn wir nicht mindestens 15% Energie sparen, droht uns Bern mit Stromunterbrüchen und kalten Wohnungen.

Und dann stellst Du den TV an und staunst: Ein grosses schweizerisches öffentlich-rechtliches Stromunternehmen sponsert die Big Air-Wettkämpfe in Chur. Wintersport im Oktober und auf nicht mal 600 Meter über Meer. Dazu werden 300 Tonnen Stahl herumgefahren und verbaut. Und viele, viele Tonnen Schnee (800 Kubikmeter) werden von den Bergen in die Bündner Hauptstadt gekarrt. Die Wettkämpfe finden bei Dunkelheit unter Flutlicht statt. Energie sparen? Wohl eher Energie verschwenden, als gäbe es kein Morgen.

Und alles gesponsert von den BKW, die zu mehr als 60% dem Kanton Bern gehören und die in ihrem grossen Stromversorgungsgebiet das Monopol haben. Als TV-Zuschauer kann ich mich bloss wundern, weshalb die BKW das Geld, das sie mit meinem Zwangs-Strom-Obolus verdienen, sehr grosszügig für solche Events und etwa auch als einer der Hauptsponsoren der Schweizer Skisportler ausgeben. Und dabei wurden die BKW jahrelang «assistiert» von der Swisscom, auch das ein Service public-Betrieb. 

Warum verteuern die SBB nicht alle Billette um 1 Franken, um damit Kunstausstellungen oder Sportveranstaltungen zu sponsern? Auch die Post könnte die Porti verteuern und gleichzeitig in den bergen Solarpanels sponsern oder die Formel 1. - Ist es etwa solchen Sponsorings zu «verdanken», dass die Strompreise der BKW in der Schweiz zu den höchsten zählen?

Service public-Unternehmen haben diverse wirtschaftliche Vorteile. Sie sollen deshalb, vor allem, wenn sie auch noch Monopolbetriebe sind, sehr sorgfältig mit ihren Einnahmen umgehen und ihre Leistungen zu möglichst günstigen Preisen an ihre Zwangskundinnen und -kunden abgeben. Es gehört jedoch ganz bestimmt nicht zu ihren Aufgaben, in völlig anderen Bereichen Geld auszugeben, das sie in ihrem «geschützten» Bereich verdient haben. 

Es wäre an der Zeit, dass die Politiker und -innen ihr Abseitsstehen aufgeben und den Staatsbetrieben wieder auf die Finger schauen und klopfen. Denn das ist (bzw. wäre) nichts weniger als ihre Aufgabe - und ist auch ihre Verantwortung,.

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