Montag, 3. Oktober 2022

Viel Streit um eine unnötige Institution?

Wegen des Volksneins zum neuen Kunstmuseum gehen in Olten die Wogen hoch. Einige köcheln sogar ein ziemlich ungeniessbares parteipolitische Süppchen. Bitte nüchtern bleiben: Das Volk hat deutlich entschieden. Es geht um eine sachpolitische Vorlage – nicht um Leben und Tod.

Weshalb diese vielen Emotionen? Etwa deshalb, weil so viele Leute in diesem Land Kunstgeschichte studieren, die meisten von ihnen keinen Job haben und ein Kunstmuseum einigen wenigen von ihnen ein Auskommen ermöglicht? Ein Kunstmuseum für weniger als 20'000 Einwohner? Seien wir ehrlich und realistisch: Hätte das Kunstmuseum Solothurn nicht derart wundervolle Schenkungen erhalten, wäre es bedeutungslos und bliebe dies auch. Und dabei handelt es sich immerhin um die Kantonshauptstadt.

Was ist denn die Aufgabe der Kulturpolitik zum Beispiel einer Stadt wie Olten? Kulturvermittlung in der Schule und die Förderung der lokalen und regionalen Kultur. Deshalb dürfen Steuergelder für das Stadttheater, für Konzertveranstaltungen und diverse eher volkskulturelle Anlässe verwendet werden. Ausserdem kauft die Stadt Werke der bildenden Kunst zur Verschönerung und Belebung ihrer Gebäude und Büros und der Plätze und Strassen.

Ein Kunstmuseum sammelt Kunst und organisiert Ausstellungen. Der Aufbau der Sammlung kostet viel Geld. Die Kunstwerke richtig aufzubewahren und zu unterhalten bzw. vor dem Verfall zu schützen, kostet nochmals sehr viel Geld. Geld, das allein der Steuerzahler aufbringen muss, weil allein bei Ausstellungen Sponsoren und Eintritte einen Teil der Kosten tragen. Zudem muss das Gebäude selbst von den Steuerzahlerinnen unterhalten und die speziell aufwendige Gebäudetechnik alle paar Jahre erneuert werden.

Ein Kunstmuseum kostet also viel Geld. Und der Nutzen für die regionalen Künstler hält sich in engen Grenzen. Ihnen wäre mehr gedient mit laufenden Ausstellungen und mit Fördergeldern für die Talentiertesten unter ihnen, damit sie sich an renommierten Institutionen im In- und Ausland weiterbilden können. Was eine Stadt wie Olten benötigt, ist also eine wirklich kompetente (und das ist nicht einfach) Kulturförderung, ein paar geeignete Ausstellungsräumlichkeiten und die regelmässige Organisation von Freilichtausstellungen für die bildende Kunst. Dort wären die Beträge, die ein Kunstmuseumsbetrieb kostet, eindeutig wirksamer, eindeutig besser angelegt.

Dabei muss ein Stadtpräsident oder -politiker sich keine Illusionen machen: Selbst wenn Zehntausende sich an der Solothurner HESO auf den Füssen rumstehen, bleibt gleichzeitig das Kunstmuseum unmittelbar nebenan ein äusserst ruhiger Ort und trotz sehr namhafter Werke von teilweise durchaus populären Künstlern und zahlreicher Stadttouristen ein Ort für wenige Kennerinnen und ein paar Liebhaber.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen