In der Westschweiz streiken Tram- und Buschauffeure und verlangen mehr Lohn. Swiss-Piloten drohen ebenfalls mit Arbeitsniederlegung. Ob diese Lohnforderungen gerechtfertigt sind, sei einmal dahingestellt. Sicher ist: als die Teuerung in den letzten Jahren mehrmals negativ war, haben die gleichen Gewerkschaften keine Lohnsenkungen verlangt...
Diese Streiks kosten die regionale bzw. nationale Wirtschaft, die betroffenen Pendler (die z.B. ÖV-Abos bezahlt haben und dafür jetzt keine Leistung erhalten) und die öffentliche Hand einen zweistelligen Millionenbetrag.
Bis vor einigen Jahren waren Streiks im öffentlichen Dienst in der Schweiz untersagt. Denn erstens verursachen diese hohe volkswirtschaftliche Kosten und zweitens – und das ist keineswegs unerheblich – handelt es sich hier in der Regel um Monopolbetriebe. Das heisst, Alternativen dazu gibt es nicht. Und das macht die öffentliche Hand bzw. deren Betriebe, sie sogenannten Service public-Betriebe, erpressbar.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben hier bei Differenzen nicht gleichlange Spiesse. Unsere Vorväter haben das erkannt und deshalb ein Streikverbot erlassen. Nun, da es vielerorts weggefallen ist, droht die Schweiz bereits bei einer Teuerung um rund 3 Prozent zu einem sozialpolitischen Kampfplatz zu werden, wie wir ihn bisher nur aus Italien oder Frankreich kennen.
Unter der Führung der Gewerkschaftsfunktionäre, die u.a. auch aufgrund des akuten Mitgliederschwunds ihrer Organisationen «den starken Mann» glauben markieren zu müssen, gehen ihre Mitglieder auf die Strasse, blockieren den öffentlichen Verkehr bzw. legen ihn lahm. Die Kosten haben die Mitbürgerinnen und Mitbürger sowohl als Pendler wie als Steuerzahlende und als Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu berappen. Mit anderen Worten: die Gewerkschaften und ihre Mitglieder kämpfen, weich gepolstert, auf dem Buckel ihrer Mitbürgerinnen. Dabei müssen sie darauf hoffen, dass diese Mitbürgerinnen ihrerseits mit weniger Teuerungsausgleich zufrieden sind als sie selbst. Denn sonst steigt die Teuerung sofort noch viel stärker an und macht das «Streikergebnis» flugs zunichte.
Die Gewerkschaften, die den längeren Hebel derart «freigebig» nutzen, laufen allerdings Gefahr, die Sympathien der breiteren Öffentlichkeit zu verlieren und das wiederum würde die Politik motivieren, den nun etwas zu langen Hebel zu ihren Ungunsten wieder einzukürzen. Noch immer bezahlen in erster Linie die Steuerzahlenden die Löhne von Bus- und Tramchauffeuren und nur ihrer eigenen Zurückhaltung ist es zuzuschreiben, dass die Schweiz nicht in einer Teuerungsspirale ertrinkt. Jede Verzichtbereitschaft (und damit auch jede Solidarität) hat jedoch Grenzen. Die Bürger dürfen nicht zu Geiseln der Gewerkschaften und/oder der Staatsangestellten werden.
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