Die Theater, auch das TOBS, klagen lauthals über mangelnden Zuspruch des Publikums. Es ist die Klage des Wirtes, dessen Menüs immer weniger Gästen schmecken. Sind es wirklich die Gäste, die das Problem sind? Ist es nicht vielmehr der Wirt?
Während die Theaterschaffenden sich in ihrer Blase bereits
seit vielen Jahren gegenseitig auf die Schultern klopfen und ihren Job sowieso
am liebsten ohne "das ungebildete" Publikum machen würden, stimmt dieses «tumbe»
Publikum doch tatsächlich selber ab, mit den Füssen.
Unsere Theater, Jahrzehnte gut gemästet mit Steuergeldern, haben sich daran gewöhnt, das zu tun, was sie für gut halten, das zu spielen, was sie für richtig halten und es so zu inszenieren, wie sie es für richtig halten. Dabei gab und gibt es in ihren Augen stets nur EIN Richtiges: IHR Richtiges. Das Theater hat sich so von der (mehr oder weniger) «gepflegten Unterhaltung» zum «Agitprop»-Theater der 68-er Generation entwickelt. Laut Marxismus-Theorie ist das eine «ideologisch-propagandistische Arbeit mit dem Ziel, die Massen zur Entwicklung des revolutionären Bewusstseins zu führen und zur aktiven Teilnahme am Klassenkampf zu veranlassen».
Einverstanden: es ist heutzutage nicht mehr immer und ausschliesslich Kapitalismuskritik, was da von der Bühne tropft und trieft. Die Inhalte ändern. Mal ist Feminismus angesagt, mal "Klimakatastrophe", mal Genderthematik, etc. Der Gestus bleibt der gleiche. Von der Bühne herab wird unaufhaltsam Ideologie verkündet, breit und platt. Sei dies eine Strauss-Operette oder ein Schiller-Drama: sie bilden bloss noch das Gerüst zur Verkündung der Überzeugungen der Regie. Unterhaltung ist nicht mehr vorrangig. Das Publikum soll endlich begreifen, dass es lernen soll, was richtig und was falsch ist. Und das Theater will das lehren.
Diese Situation zu ändern, gibt es bloss ein Mittel: alle bisherigen Pauschal-Subventionen per sofort abschaffen. Öffentliche Gelder bekommt nur, wer Ende Saison nachweisen kann, dass er seinem Publikum, also den sonst so vernachlässigten Steuerzahlern, erfolgreich geistreiche Unterhaltung geboten hat. Und geistreiche Unterhaltung bezieht sich immer auf den Menschen und nie auf (langweilige) Ideologien. Da geht es um Liebe und Hass, um Missverständnisse und Verwechslungen, um Leben und Tod, um Missgunst und Treueschwüre. Um Neid und um Freude, um soziale Entwicklungen und Fehler. Kurz: Da geht es um Menschliches und manchmal auch um Allzumenschliches. Diesen Themen widmeten alle grossen Dramatiker der Menschheit ihre Werke; der Klassenkampf dagegen wird bloss in kommunistischen Diktaturen unter staatlich verordneter Pflichtteilnahme «gepredigt».
Wer also mit seinen Inszenierungen das Theater zu mehr als 80% füllt, der soll auch aus der Steuerkasse einen Zustupf erhalten. Wer am Publikum vorbei-inszeniert, der soll für seine Selbstdarstellung selbst aufkommen. Die blühendste Theaterperiode deutscher Sprache war jene, als jeder Theaterdirektor noch ein Unternehmer war, der mit seiner Arbeit Reichtum und Ansehen erlangte oder sich in den eigenen Ruin inszenierte.
Ich wette jedoch mit Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin,
dass bald zu Lasten der Steuerzahler die Theatersubventionen erhöht werden.
Apropos: vermehrt wollen uns selbst Konzertveranstalter neben schöner Musik auch noch Gesellschaftskritik einflössen. Auch sie werden dann wohl bald mehr Subventionen benötigen...