Die Vernunft hat einen sehr schweren Stand, wenn der Populismus Urständ feiert. Viele Länder zeigen leider aktuell, wie übel das am Ende ausgeht, wenn der Populismus die Oberhand gewinnt. Dennoch scheinen heute die Politiker dem Populismus derart zu zufliegen wie die Bienen dem Honigbrot. Oder, um das Bild etwas realitätsnaher zu malen, wie die Fliegen dem Kuhfladen.
In der Schweiz haben die steigenden Preise das Interesse der Politiker geweckt; und wie. Die Inflation, die wegen der expansiven Geldpolitik der letzten 15 Jahre von den Zentralbanken geradezu herbeigearbeitet wurde, ist da. Und jetzt wird die Politik aktiv wie die Eidechse an der Sonne. Sind wir uns das von links gewohnt (die Gewerkschaften rufen bereits nach drastischen Lohnerhöhungen, obwohl diese die Preisspirale erst so richtig ankurbeln), gewöhnen wir uns erst allmählich daran, dass die SVP Populismus als so etwas wie «ihre» Wahlkampfarena gebucht hat. Der Bund solle die Preise für Diesel und Benzin senken, forderte die Partei in Bern. Glücklicherweise ist sie damit im Ständerat abgeblitzt. Aber dies hat offenbar einen Teil der Medienschaffenden zum Mitleid mit den Autofahrern angeregt, die noch nicht elektrisch unterwegs sind: «Autofahrer bleiben im Regen stehen», titelten die AZ-Medien tags darauf.
Da fragen sich der geneigte Politbeobachter und die Leserin: Und was ist mit allen anderen Konsumentinnen? Die Teuerung beschränkt sich bekanntlich nicht auf ein einziges Produkt und wenn man schon einmal damit begonnen hat, den Konsum zu subventionieren, kann es ja kein Halten mehr geben, oder? Weil jede Abgrenzung zu Ungerechtigkeiten führen würde. Sorry, das ist natürlich Blödsinn. Das wollte die SVP auch nicht. Sie wollte ja bloss die Autofahrer und die Logistikunternehmer mit all ihren «Brummis» als Wählerschicht bezirzen. Für die restlichen Konsumenten wäre dann die Linke zuständig.
"Wäre", wenn nicht einzelne Politiker der Mitte und gar der FDP sich nicht auch genötigt gefühlt hätten, auf den Populismus-Zug aufzuspringen, der da Richtung Wahlsieg im Herbst 2023 unterwegs zu sein mindestens schien.
Die Vernunft weiss jedoch, dass die Teuerung mit Subventionen nicht bekämpft werden kann – im Gegenteil. Wir haben eine zentrale und hochangesehene Institution, die dafür zuständig und auch sehr kompetent ist: die Schweizerische Nationalbank SNB. Die Teuerungsbekämpfung ist ihre wichtigste Aufgabe; und weder die Alimentierung der leeren Staatskassen noch die Äufnung der leeren AHV-Kasse, liebe SVP-ler und Linke. Lassen wir also die SNB ihrer Aufgabe nachkommen und missbrauchen wir sie nicht als Goldesel für alles und jedes, dann wird sie die Teuerung kompetent und zuverlässig bekämpfen und eindämmen. Dies zum Vorteil aller Schweizerinnen und Schweizer, aller Arbeitnehmerinnen wie aller Konsumenten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen