Der aktuelle Fachkräftemangel animiert viele Medienschaffende, Politikerinnen und Wirtschaftsauguren zu Prognosen. Sie haben bloss die Schwierigkeit, dass sich die Zukunft meist nicht an ebendiese Prognosen hält.
Bei manchen Berufsgattungen ist die Lage tatsächlich absurd. Ärzte etwa haben wir viel zu wenige. Dies vor allem, weil die Politik in den 1980er Jahren feststellte, wenn weiter so viele junge Leute den Arztberuf ergriffen, werde es bald ein «Ärzteproletariat» (Zitat) geben. Also wurde ein Numerus clausus eingeführt und der Zugang zur Ärzteausbildung wurde gesamtschweizerisch beschränkt. Obwohl wir seit mehr als 15 Jahren über eine mangelnde Ärztezahl klagen und obwohl das Gesundheitswesen längst gesetzlich überreguliert ist, wurde dieser Numerus clausus bis heute nicht abgeschafft. Lieber sterben die Leute, weil es an Ärzten mangelt, als dass die Politik rechtzeitig korrigiert, was sie via Markteingriff einmal mehr vermasselt hat.
Pflegepersonal fehlt vor allem deshalb, weil etliche Kantone in ihren Pflegeeinrichtungen (Spitäler und Heime) seit vielen Jahren zu wenig Fachpersonal ausbilden. Die meisten Kantone kennen dazu auch gar keine Verpflichtung. Es wäre aber längstens an der Zeit, dass jede Pflegeeinrichtung zu einer entsprechenden Zahl an Ausbildungsplätzen verpflichtet wird. Wer sich nicht an diese Bestimmungen hält, muss dafür einen schmerzhaften Obolus entrichten, der jenen zugutekommt, die junge Fachkräfte ausbilden. So wie es etwa der Kanton Bern bereits viele Jahre (erfolgreich) handhabt.
Dennoch sind die Zukunftsprognosen für die meisten Berufe deutlich zu negativ. Fehlende Fachkräfte verlangen nach neuen Lösungen. Und dort, wo der Markt funktioniert, werden auch neue Lösungen gefunden und geschaffen. Eine besteht zum Beispiel darin, Menschen durch Roboter zu ersetzen. Die Robotik wird enorme Fortschritte machen. Noch vor wenigen Jahren wurde die Angst geschürt, Roboter würden den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen. Diese «Prognose» war genauso falsch wie jene, bald würden die Büros leer sein und die Produktion in den Fabriken stillstehen, weil die Arbeitskräfte fehlen.
Weniger und fehlende Fachkräfte, das ist eine Herausforderung für die Wirtschaft. Es ist aber nur eine von vielen Herausforderungen, mit denen sich die Wirtschaft immer wieder von neuem konfrontiert sieht. Wird sie nicht durch politische und gesetzliche Regelungen behindert, findet die Wirtschaft auch für diese Herausforderung angemessene Lösungen.
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