Kaum etwas ist für den Bürger in diesem Land derart kompliziert wie die Steuern. Steuerpolitik ist Interessenspolitik, Wirtschaftspolitik, Regionalpolitik, Sozialpolitik, Gesundheitspolitik etc. Alles wird in die Steuergesetze verpackt und bildet dort nicht selten ein unübersichtliches Ganzes, das in seiner Komplexität häufig selbst für Behörden und Politikerinnen nicht mehr vollständig durchschaubar ist.
Leider wissen die wenigsten (Stimm-)Bürger über die tatsächlichen Zusammenhänge, gegenseitigen Abhängigkeiten und die vielen verschiedenen Absichten Bescheid. Die meisten machen deshalb um alles «Steuerliche» einen grossen Bogen und sind schon froh, wenn sie mit den entsprechenden Ämtern keine Probleme haben; sprich: wenn man sie so weit in Ruhe lässt. Was die aktive Steuerpolitik betrifft, verlassen sie sich deshalb mangels besseren Wissens auf die Parteiideologen ihres Vertrauens.
Das ist jedoch weder besonders zukunftsweisend für unser Land noch eine gute Voraussetzung für unsere direkte Demokratie. Zudem ist es häufig zum Schaden der Steuerzahlenden selber, wenn diese von der Sache an sich nur eine oberflächliche Kenntnis haben. Beides müsste nicht sein. Die Steuer-Kompetenz der Schweizerinnen und Schweizer liesse sich deutlich erhöhen – wenn die Politik denn das auch so will.
Volkshochschulen, Kurse in den Gemeinden für die Erwachsenen und eine gute Grundlage über unser Steuersystem, vermittelt auf der Sekundarstufe II, wären schon sehr hilfreich und der Sache förderlich. Denn der Glaube gehört in die Kirchen und Klöster; im Falle des staatlichen Zusammenlebens jedoch ist es deutlich nachhaltiger auf Transparenz und Faktenwissen aufzubauen.
Wer weiss denn heute zum Beispiel
. welche soziale Gruppe, welche Unternehmen in seiner Gemeinde und im Kanton den Grossteil der Steuern bezahlt?
- . wer weiss Bescheid über die vielen verschiedenen
Steuern? Haben Sie z.B. gewusst, dass das Biertrinken zweifach besteuert wird,
Wein und Schnaps nur einmal?
- . wie viele Steuerpflichtige in seiner
Wohngemeinde und im Kanton keine Steuern bezahlen, also alle staatlichen Leistungen
umsonst erhalten?
- . dass und weshalb die Direkte Bundessteuer in Wirklichkeit
einer Reichtumssteuer gleichkommt?
Die Diskussionen würden sachlicher, weniger dominiert von
Parteiideologien, wenn die Teilnehmer weniger auf Mutmassungen und Meinungen
hören und mehr auf ihr eigenes Fachwissen zurückgreifen und vertrauen könnten. Und die Steuerpflichtigen könnten ihre Interessen besser vertreten.
Der Bürger muss als Steuerpflichtiger vor dem Staat «die Hosen
runterlassen». Es ist Zeit, dass der Staat seinerseits ebenfalls Klarheit schafft.
Auch dann und erst recht, wenn ihm das etwas unangenehm sein sollte.
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