Eine Expertenkommission des Bundesrates verlangt, dass die Post ab 2030 keine Zeitungen mehr zustellt und die Briefe auch nur noch zwei bis dreimal pro Woche. Ob die Post dann definitiv das Briefmonopol verlieren soll, das bleibt jedoch noch offen.
Da reibt sich der Staatsbürger die Augen: ein Staatsbetrieb, der neustens u.a. Softwarefirmen aufkauft und Büromaterial verkauft, soll also «Service public» bei seiner eigentlichen Aufgabe und Existenzgrundlage künftig so interpretieren, dass Briefe im Drittwelt-Tempo und bloss so «bei Gelegenheit mal» zugestellt werden. Denn die sogenannte A-Post wird gleich ganz abgeschafft. Ist ja auch verständlich: die Schweiz ist riesig und diese Wahnsinns-Distanzen schafft die Post künftig wirklich nicht mehr in dieser kurzen Zeit. Die Pflicht der Post(finance) übrigens, für alle Bewohner dieses Landes, die das wünschen, ein Konto zu eröffnen und den Zahlungsverkehr zu übernehmen, soll auch gleich kompostiert werden.
Der geneigte Staatsbürger fragt sich nur, weshalb denn überhaupt der Staat den «Gelben Riesen» nicht gleich ganz abschafft? Wenn er bloss noch im Bereich der Pakete nützlich ist, wie die Experten meinen; ausgerechnet dort, wo es jede Menge privater Alternativen zur Post gibt; wenn dagegen alle anderen Dienstleistungen, weil sie weniger einbringen als die Post damit an Aufwand verbucht, gestrichen werden sollen, bleibt ja sowieso bloss noch ein «Gelber Mini-Zwerg» übrig.
Wenn aber ein Staatsunternehmen, das keinen Gewinn (mehr) abwirft, schlicht abgeschafft wird, bleibt tatsächlich der Service public auf der Strecke – denn genau den brauchen wir nicht dort, wo die Privatwirtschaft günstige(re) Alternativen anbietet, sondern dort, wo die Dienstleistung zwar staatspolitisch und volkswirtschaftlich wichtig ist, wo sie aber kaum gewinnbringend erbracht werden kann. Was soll ich als Bürger mit meinem Brief machen, wenn die Post ihren Schalter definitiv geschlossen, die Postfächer weggeschmissen, die Briefkästen abmontiert und die Zustellung mehr oder weniger eingestellt hat? Soll ich mich künftig etwa ins Auto setzen, die Zeitung persönlich in der Druckerei abholen und die Briefe selber zustellen?
Ob die Experten sich auch die Frage gestellt haben, ob denn die heutigen Postdienstleistungen künftig auch günstiger (und damit durchaus rentabel) erbracht werden könnten? Zum Beispiel dank Digitalisierung und besserer Organisationsstruktur; dank weniger Chefposten z.B.? Oder waren da die Experten unter der Leitung einer seit Langem zurückgetretenen Nationalrätin zu rückwärtsgewandt?