Dienstag, 25. Januar 2022

Das beinahe pandemische Nuckeln am Staatssäckel

Ist es Ihnen auch aufgefallen? Es gibt immer weniger Anlässe kultureller, sportlicher oder gesellschaftlicher Art, bei denen die öffentliche Hand nicht das Portemonnaie öffnet. Beiträge von Gemeinden, des Kantons (inkl. Lotteriefonds – auch das sind übrigens Steuergelder) und/oder des Bundes sind heute so selbstverständlich, dass niemand deswegen auch bloss den Kopf dreht.

Ohne diese Beiträge würden wohl so gut wie keine Konzerte, keine Theater- oder andere Vorstellungen, keine Ausstellungen, etc. mehr stattfinden. Ja selbst die im Winterhalbjahr bei uns noch üblichen Vereinsanlässe wären ohne Beiträge aus der Steuerkasse in vielen Fällen nicht mehr möglich. Kurz: Das gesamte kulturelle Leben würde verarmen, bzw. auf ein Kleinstdasein schrumpfen, wenn der Staatssäckel zu bliebe.

Wäre das wirklich so? Oder würde die Kunst z.B. dann einfach eine andere?

Bis ins späte 19. Jahrhundert hinein musste auch die Kunst nach dem Brot gehen. Nur publikumsmässig erfolgreiche Kunst (inkl. Künstler) überlebte. Alles andere verschwand mehr oder weniger vollständig, mehr oder weniger unwiederbringlich in der Versenkung. Dennoch fand Kultur statt. Unsere Vorfahren waren keine Kulturbanausen und wir verdanken ihnen europaweit und über alle Kunstgattungen hinweg hervorragende Werke.

Ebenso gibt es aktuell wirtschaftlich erfolgreiche Kultur. Es sind Maler, Bildhauer, Musikerinnen, Museen u.v.a.m., die mit ihrer Arbeit gutes Geld verdienen und keine staatlichen Zuwendungen benötigen – obwohl sie eine solche manchmal trotzdem erhalten…

Bisher zählte auch die gesamte weltweite Filmbranche dazu. Ein Milliardenbusiness, das bloss an den Rändern nach öffentlichen Zuwendungen schrie. Inzwischen gehört es zur Tagesordnung, dass der Hauptsponsor der Solothurner Filmtage, der Bund, auch gleich in Form des zuständigen Bundesrates als willkommener Ehrengast an der Eröffnung teilnimmt. Erste Kinos werden in der Schweiz bereits subventioniert. Wetten, dass in ein paar Jahren ein Grossteil der Kinobranche ebenso wie Stadttheater und Konzertsäle ganz selbstverständlich an der staatlichen Milchkuh nuckeln?

Nun, wenn die Mehrheit der Stimmbürger und Steuerzahler das wirklich will, ist dagegen wenig einzuwenden. Schliesslich war schon im alten Rom der Kaiser nicht nur für eine funktionierende Verwaltung, sondern auch für die Unterhaltung der Bevölkerung zuständig. Es fliessen jedoch aufgrund dieser Sichtweise jährlich immer mehr Millionen an Steuergeldern in immer mehr Institutionen. Der Staat hat bald überall seine Finger drin und immer weniger funktioniert ohne ihn. Denn: wer bezahlt, macht direkt oder indirekt auch klar, wofür. Der Staat muss dies allein schon wegen der Rechtsgrundlagen und seiner Funktionsweise quasi «automatisch».

Wenn wir nun die Mediensubventionen (Abstimmung vom 13.2.2022) massiv ausweiten, wird eine weitere Branche bald ohne Staatsmanna nicht mehr überleben können. Die Steuern werden auf diese Weise sicherlich nicht sinken.

Und noch eine Überlegung: überall, wo der Staat seine Finger mit im Spiel hat, wird ein rascher und häufig auch ein dringend nötiger Strukturwandel im besten Fall hinausgeschoben, im häufigeren und schlechteren gar verunmöglicht. Ganz nach dem Prinzip von leeren Theatersälen: solange einer die leeren Plätze bezahlt, darf und kann weiter am Interesse und Geschmack des Publikums vorbei produziert werden.

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