Es gibt ein Wort, das in den letzten Wochen in der Schweiz so häufig betont wurde wie kein anderes: «Spaltung». Die Referendums-Abstimmung über das revidierte Covid-Gesetz spalte die Gesellschaft, spalte das Land, spalte, spalte, spalte…
Jetzt ist die Abstimmung vorbei. Was bleibt, ist die
Impffrage, die eigentliche Frage dieser Abstimmung, für die das Covid-Gesetz
bloss der Platzhalter war. Geht also die Spaltung weiter? Die Diskussionen über
das Impfen werden nicht verstummen. Hier geht es nicht um Politik, sondern um
Emotionen, um Fragen mit religionsähnlichem Charakter. Und darüber kann man
nicht diskutieren. Diese Fragen betreffen uns derart zentral und intim, dass Sachlichkeit
dabei grundsätzlich einen äusserst schweren Stand hat.
Politiker und Medien können nun damit weiterfahren, die Spaltung der Gesellschaft bei jeder Gelegenheit zu betonen. Die Autopartei wollte die Schweiz einst in Nicht- und in Autofahrer spalten; die Grünen wollen sie in Vegetarier/Veganer und Allesesser spalten; die Feministinnen in Frauen und Männer bzw. Nichtfrauen; die SVP in Europa-Befürworter und in ebensolche Gegner, die SP in Arbeitnehmer und -geber, etc.
Nur löst – gerade in einem basisdemokratischen Staatswesen - diese Spaltungsaffinität weder ein Problem, noch baut sie Brücken zwischen verschiedenen politischen Lagern, Religionen oder gesellschaftlichen Überzeugungen. Wer dauernd die Spaltung herbeiredet, leistet keinen Beitrag zu einem erfolgreichen und friedlichen Staatswesen.
Es ist an der Zeit, wieder Gemeinsamkeiten zu betonen und
die Toleranz aus dem Mottenschrank hervor zunehmen. Demokratie benötigt weder
Spaltung noch das Recht der Stärkeren, sondern Toleranz und Rücksichtnahme. Wir sitzen alle im gleichen Boot.
(Damit kein falscher Eindruck aufkommt: der Schreibende ist dreifach geimpft)
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