Manchmal muss man etwas ein paar Male lesen oder hören, bis man es glauben kann. Neustes Beispiel? Die SBB (Schweizerische Bundesbahnen) wollen pünktlicher werden. Das ist löblich, haben sie doch in den letzten Jahren damit ein Problem – vor allem, seit die Politik hier genauer hinschaut und den SBB betreffend Pünktlichkeit Vorgaben gemacht hat.
So weit so gut. Inzwischen gaben die SBB auch bekannt, wie sie dieses Ziel erreichen wollen: Mehr Zugshalte und mehr Zeit für die gleiche Strecke einrechnen. Was auf den ersten Blick völlig logisch und unproblematisch tönt, löst beim zweiten doch Stirnrunzeln aus.
Die SBB erhielten in den letzten Jahren Milliarden an Bundes- bzw. Steuergeldern, um ihre Infrastruktur auszubauen. Dies, um einerseits das steigende Passagiervolumen bewältigen zu können; anderseits, um schneller von A nach B zu kommen. Da wurden auch schon mal mehrere 100 Millionen Franken investiert, um bloss 10 Reiseminuten einzusparen. Diese Investitionen sollen nun buchstäblich «für die Katz» gewesen sein. Schneller hat noch selten jemand so viele Steuergelder verschwendet. Der Pünktlichkeit zuliebe, soll die Fahrt von A nach B ganz einfach wieder länger werden.
Damit wird das mit der Pünktlichkeit zur blossen Pseudonummer. Es dürfte unproblematisch sein, in B pünktlich anzukommen, wenn einfach der Fahrplan so viel Zeit für die Fahrt vorsieht, dass sich der Lokführer schon anstrengen muss, damit er nicht zu früh in B eintrifft. Der Politik bzw. ihrer Vorgabe hätten die SBB damit Genüge getan.
Aber was ist mit den Kunden? Diese werden nicht glücklich sein, wenn die Fahrt zur Arbeit künftig wieder länger dauert, weil etwa die Anschlüsse schlechter werden. Die eine und andere Pendlerin wird dann wieder auf das Auto oder das Motorrad umsteigen, weil sie ja für den gleichen Preis künftig bei den SBB eine schlechtere Dienstleistung bekommt. Und wenn dann die Züge halbleer durch die Gegend fahren und wegen der wenigen Passagiere die Zugshalte kürzer ausfallen, können sich die SBB immerhin noch auf die Brust schreiben, die weltweit pünktlichste Bahn zu sein. Vom Preisschild für diese Art von Pünktlichkeit wird dann wohl keiner (mehr) reden.
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