Dienstag, 16. November 2021

Der Gelbe Riese, die heilige Kuh

Dass Post und Swisscom gegen Bares Kundendaten zu Werbezwecken verkaufen, ist altbekannt. Dass Bundesbetriebe dies tun, ist jedoch ebenso störend (und unglaubwürdig) wie die dazugehörenden Entschuldigungen von einem Grossteil der Politikerinnen. Aber wir haben uns inzwischen an diesen Missstand gewöhnt.

Denn die Schweizer Post ist vor Vielem «geschützt», vor dem ein privatwirtschaftliches Unternehmen zittern müsste. Bei ihr ist aufgrund des Postverkehrsgesetzes sogar legitim, was andernorts deutlich untersagt ist. Speziell ist auch, dass die Post für eigene Fehler weitgehend nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. So etwa, wenn eine Sendung falsch zugestellt und damit etwa das Postgeheimnis verletzt wurde. Selbst wenn so private Papiere wie Scheidungsurteil eines Gerichts falsch zugestellt werden, hat die Post dafür bloss ein mildes Schulterzucken übrig.

Dasselbe gilt für Sendungen, die erst nach Wochen statt am Folgetag oder für jene, die überhaupt nie ankommen. Auch wenn daraus der Kundschaft ein Schaden entsteht: die Post kann nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Das Gesetz schützt sie vor «solch unnötigen Angriffen».

Dieser Zustand wurde bisher nie in Frage gestellt. Nicht zuletzt, weil die Schweizer Post in der Vergangenheit weitestgehend hervorragend gearbeitet und funktioniert hat. Leider eben in der Vergangenheit.

Mehr als ärgerlich ist deshalb, wenn die Post selbst für einfachste Dienstleistungen neben gehörig viel («Monopol-«)Geld auch Daten ihrer Kunden verlangt und in ihrem System festhält, die in keinster Weise für eine einwandfreie Postzustellung nötig wären, für einen Weiterverkauf von Daten aber «zufälligerweise» sehr nützlich sind. Wer zum Beispiel wegen Ferien- oder sonstiger Anwesenheit für ein paar Tage die Post zurückbehalten lässt (eine Dienstleistung, die man früher einfach dem zuständigen Briefträger ausrichten konnte...), der muss der Post unter anderem seinen Jahrgang mitteilen und der seiner Lebenspartnerin gleich mit. «Warum?» «Weil es so Vorschrift ist», lautet dazu die Begründung der Schalterbeamtin.

Es wäre dringend geboten, das Postgesetz der Zeit anzupassen und der Allmacht des gelben Riesen etwas die Flügel zu stutzen. Auch für heilige Kühe geht die Weide spätestens beim Stacheldraht mal zu Ende. Immer noch besser (wenigstens für die Kuh), als wenn Ihre Heiligkeit gleich geschlachtet würde.

 

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