Für viele Politiker sind Steuerzahler zu oft bloss Milchkühe, deren Geld mehr oder weniger komplett dem Staat zusteht. Dass diese Leute mit ihrer Hände Arbeit erst verdienen müssen, was sie später dem Staat abliefern müssen, scheint vergessen zu gehen. Und dass die Menschen nicht jeden Morgen aufstehen und zur Arbeit gehen, damit sie dem Staat einen immer grösseren Teil ihres Einkommens überlassen können. Und dass genau diese Menschen sich eines Tages fragen könnten, warum sie denn überhaupt «malochen» und ob sich denn das noch lohnt bei diesen Steuern, scheint manchen Politikern so lange fremd zu sein, bis die Bürgerinnen und Bürger eines Tages nicht mehr zahlen wollen. Zum Beispiel, indem sie einfach wegziehen oder auswandern oder indem, sie von den Nettozahlern zu den Nettoempfängern des Staates hinüberwechseln.
Der Anteil der Nettozahler – Bürgerinnen, die weniger vom Staat beziehen als sie Steuern bezahlen – nimmt auch in der Schweiz kontinuierlich ab. Das heisst; immer weniger Einwohner dieses Landes müssen die Kosten des Staates, der sogenannten öffentlichen Hand berappen; jener Hand, die dieses Geld u.a. auch an die immer grösserer werdende Zahl der Nettoempfänger verteilt.
Es ist erstaunlich, wie viele Gemeindeverantwortliche, -planer und -entwickler noch immer meinen, allein die Zahl der Steuerzahler müsse erhöht werden, um die Staats- und Gemeindekassen zu füllen. So werden denn grosszügig Überbauungen gefördert. Auch wenn u.U. viele der späteren Bewohner zu den Nettoempfängern zählen werden; wenn also neue Überbauungen die öffentlichen Kassen mehr kosten als sie einbringen. Auf diese Weise werden die Gemeindekassen dann einfach noch schneller leer – und am Ende weiss natürlich keiner weshalb.
Jedes Gemeinwesen muss einerseits die Digitalisierung dazu verwenden, Ausgaben zu sparen (auch wenn dieses Wort für viele Politiker schlimmer in den Mund zu nehmen ist als ein grosser Kaktus). Anderseits muss es mit geschickter Planung und mit einem guten Steuerrecht ein Gleichgewicht schaffen zwischen der Zahl von Nettozahlern und jener der Nettoempfänger. Der Finanzausgleich ist nicht dazu da, das diesbezügliche Unvermögen der Gemeindeverantwortlichen auszugleichen.
Besonders schwierig ist dies aber dann, wenn auf kantonaler Ebene die Frage des Gleichgewichts zwischen den Nettozahlern und Nettoempfängern auf dem Tisch der Parteiideologien geschlachtet wird. Dies droht im Kanton Solothurn im Moment beim Gegenvorschlag zur Initiative «Jetz sie mir draa». Dem Wohlergehen künftiger Generationen zuliebe mögen die Volksvertreterinnen den richtigen Weg finden, auch wenn es anspruchsvoll sein wird, diesen den Stimmbürgern schmackhaft zu machen.