Alle wollen, dass wir alle gleich werden: die Linke, die Feministinnen, die Politik inklusive Bundesrat etc. Aber der Mensch ist und bleibt ein Individuum. Das mussten inzwischen auch die eingeschworensten Kommunisten einsehen, falls ihnen das Einsehen nicht gänzlich abhandengekommen ist.
Der Bundesrat will nun also die Individualbesteuerung einführen, auf dass wir alle gleich werden. Das heisst, damit die Ehepaare nicht weiterhin mehr Steuern bezahlen müssen als Paare ohne Trauschein. Dumm nur, dass die Individualsteuer "paarweise" nur funktioniert, wenn beide Lebenspartner ziemlich genau gleich viel verdienen. Je ungleicher die beiden Verdienste sind, umso höher die Besteuerung, die sich doch an der «wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit» orientieren sollte und nicht daran, ob zwei Lebenspartner das Glück des gleichen Einkommens haben oder nicht. Gut, es kann das politische Ziel sein, eine Lebenspartnerschaft dann steuerlich zu belohnen, wenn beide Teile gleichviel (oder gleichwenig) verdienen.
Aber eigentlich wählt man seinen Lebenspartner nicht nach dem Kriterium aus, ob er möglichst auf den Rappen genau gleich viel verdient. Wenigstens haben sich andere als finanzielle Auswahlkriterien über die Jahrtausende bestens – und unzweifelhaft besser als das pekuniäre – bewährt.
Die steuerliche Heiratsstrafe gehört tatsächlich und seit Jahrzehnten abgeschafft. Weil unser Steuersystem aber für ein ganzes Sammelsurium an politischen Zielen und Anliegen herhalten muss(te), ist es heute derart kompliziert, dass ein an sich nötiger Riesenschritt, wie ihn derjenige zur Individualbesteuerung darstellt, kaum mehr möglich ist, ohne dass Herkules persönlich den Gordischen Knoten durchschlägt. Aber dieser Polit-Herkules ist noch nicht gefunden.
So mag es unspektakulär-pragmatisch und zielorientierter sein, erst mal zum Vollsplitting zu wechseln, das sich bei vielen Kantonen bereits bestens bewährt hat. Denn manchmal ist der Spatz in der Hand eben wertvoller als das weitere ewige Warten auf die Taube auf dem Dach. Die Heiratsstrafe einfach durch die «Differenz-Strafe» zu ersetzen, kann jedenfalls nicht die Lösung sein. Und das weitere Warten auf DIE mehrheitsfähige Lösung bei der Individualbesteuerung hat als Alternative inzwischen auch ausgedient.
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