Sonntag, 4. April 2021

Parteitreue vor Kompetenz

Der letzte Post-Verwaltungsratspräsident (VRP) hatte seinen Job in erster Linie der (CVP-)Parteifarbe zu verdanken. Die Schweizer Post verhedderte sich in den letzten Jahren in der Politik, wurde verwaltet statt an die wirtschaftlichen Realitäten angepasst und auf die Zukunft vorbereitet bzw. eingestellt. Dazu kam ein Postauto-Skandal, von dem der Verwaltungsratspräsident offenbar keine Ahnung hatte, obwohl jeder, der Unternehmenszahlen (jene, aus denen später die Bilanz konstruiert wird) gründlich kennt und analysiert, schon viel früher über das Problem gestolpert wäre.

Der Alte ist abgetreten. Mit dem Neuen müsse die Post nun endlich in der Gegenwart ankommen und unternehmerische Antworten auf die grossen Herausforderungen der nahen Zukunft finden. Das war landauf und -ab zu hören und zu lesen. Und wer soll nun neuer VRP der Post werden? Erneut jemand, der ausser dem gleichen Parteibüchlein wie die zuständige SP-Bunderätin nichts zu bieten hat. Wenn man einmal davon absieht, dass Levrat zwar keine Frau, aber immerhin ein Romand ist.

Ein Privatunternehmen mit einem Milliardenumsatz würde niemals jemanden in den Verwaltungsrat wählen, der weder Unternehmenserfahrung noch Branchenkompetenz mitbringt.

Sommarugas Vorgehen ist zwar nichts weniger als kruder Postenschacher. Sie kann jedoch für sich in Anspruch nehmen, dass sie hier nicht allein dasteht im Bundeshaus. Dass das BAG die Digitalisierung völlig verschlafen hat, ist einem CVP-Mann zu verdanken, der seinerzeit von «seiner» Bundesrätin in diesen Posten gehievt worden war. Er war, darin war sich Bundesbern parteiübergreifend bereits vor Jahren einig, eine Fehlbesetzung. Die neue BAG-Spitze trägt wiederum das Parteibüchlein des zuständigen Bundesrates, diesmal jenes von Berset. Die Überforderung des BAG in der Corona-Pandemie ist genauso ein Fact wie ein grosses Ärgernis und kostet unsere Volkswirtschaft und die öffentliche Hand Milliarden.

Solange jedoch die Bundesrätinnen und Bundesräte vom Parlament nicht für ihre Postenvergabe zur Verantwortung gezogen werden; solange die Bundesratsmitglieder nicht dafür gemassregelt werden, dass sie mit attraktiven Bundesposten nicht Kompetenz belohnen, sondern bloss Parteitreue, wird sich daran leider so bald nichts ändern. Zum Schaden der Schweiz und auf dem Buckel von uns Steuerzahlern.

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