Wer heute wegen Corona bzw. wegen den Massnahmen des Bundesrates arbeitslos ist, findet das nicht lustig. Wer morgen aus gleichem Grund seine Stelle verliert, wird das auch nicht lustig finden. Arbeitslosigkeit, darauf weisen gerade die Gewerkschaften immer wieder hin, kann die Gesundheit gefährden. Sicherlich ist es nicht gut für das eigene Selbstwertgefühl und bei jungen Menschen auch nicht für die Zukunftsplanung. Träume bleiben da gleich im Dutzend auf der Strecke. Lebensplanungen zerschellen an der sich ausbreitenden Frustration.
Es sind nicht in erster Linie die Hochqualifizierten, die heute stellenlos sind oder die als erste um ihren Job bangen müssen. Es sind Verkäuferinnen (pardon: «Detailhandelsfachleute»), Serviceangestellte, Küchenhilfen, Köche, Brauereiangestellte, Getränkehändler, Bäckerei- und Metzgereiangestellte etc. etc., die ihre Stelle soeben verloren haben. Je nach der Entwicklung der nächsten Monate werden Zehntausende weitere junge Menschen, Familienväter und -mütter, ältere Arbeitnehmer aus den verschiedensten Branchen und viele Lehrlinge auf der Strasse stehen und um ihre berufliche Zukunft oder gar um ihre Existenz bangen.
Der Detailhandel – wegen Corona nochmals massiv stärker unter Druck geraten durch den Onlinehandel, der in erster Linie im Ausland (Billig-)Arbeitskräfte beschäftigt – kämpft in vielen Bereichen ums nackte Überleben. Zahlreiche Läden werden leider in den nächsten Monaten ihre Türen für immer schliessen müssen. Nebenbei bemerkt: die Öde in etlichen kleineren Stadtzentren wird dadurch noch öder werden.
Ein paar bürgerliche Parlamentarier dachten nach und kamen zum Schluss, dass die Politik temporär, in diesem und im nächsten Jahr, für den Detailhandel bessere Bedingungen schaffen und ihm so unter die Arme greifen müsse. Ein Dutzend zusätzliche Sonntagsverkäufe pro Jahr sollten dem Detailhandel wieder auf die Beine helfen und ihm damit auch die Chance geben, sich gegen die vorwiegend ausländische Online-Konkurrenz behaupten zu können.
Die Gewerkschaften hätten darüber eigentlich bloss erfreut sein können: da werden Arbeitsplätze gerettet und vielleicht sogar ein paar neue geschaffen. Nicht so bei den Schweizer Gewerkschaften. Die kennen nicht das Wohl der Arbeitnehmer, sondern bloss ihre eigene ideologische Verblendung. Die erste und einzige Reaktion: «Kommt nicht in Frage!» Sie faseln von Gesundheitsschutz und Arbeitsgesetz und wirken dabei inhaltlich weniger überzeugend als ein Politiker im Wahlkampf. Was nützt mir die Sonntagsruhe, wenn ich die ganze Woche «Ruhezeit» habe – ausgenommen dann, wenn ich zum RAV muss? Mit dieser Anti-Arbeiter-Politik machen sich die Gewerkschaften vollends unglaubwürdig und damit ebenso überflüssig.
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