Mittwoch, 20. Januar 2021

Die Fasnacht wäre jetzt nötiger denn je

Ausgerechnet in diesem Jahr findet die Fasnacht (so gut wie) nicht statt. Das ist aus zwei Gründen äusserst schade:

1.      Hat es selten so viele gute Sujets gegeben wie heuer.

2.     Fehlt damit ein Ventil für unseren Frust und unsere Verständnislosigkeit über das Handeln der Obrigkeit, die auch noch selten so gross waren wie heuer.

Die Schweiz ist im Shutdown. Vor einem Jahr haben wir noch nicht gewusst, was das Wort «shutdown» bedeutet. Auch «lockdown», «contact tracing» etc. waren für uns Nicht-Anglisten alles andere als gängige Begriffe. Jetzt hauen uns die Politiker, Behörden und Journalisten diese Begriffe im Stundentakt um die Ohren. Und wir werden mit Verhaltensregeln konfrontiert, wie wir sie seit unseren Kindertagen nie mehr gehört haben. Ähnlich wie damals garniert mit der pädagogischen Warnung: «Wenn Du nicht vorsichtig bist und nicht machst, was ich sage, dann…»

Innert nicht mal 12 Monaten ist die Verantwortung für meine Gesundheit von mir auf den Staat übergegangen. Und ich wurde nicht mal gefragt, ob ich damit einverstanden bin. Niemand hat ein Referendum dagegen ergriffen oder sammelt Unterschriften für eine Initiative mit dem Titel «Meine Gesundheit gehört mir!» Ist ja auch nicht sooo wichtig wie zum Beispiel die Frage, ob die Kühe Hörner tragen sollen oder nicht.

Oder die Geschichte mit den vielen Todesfällen: Um noch mehr Leid zu vermeiden, wurde erneut der Shutdown verhängt. Blöd (oder besser: absurd) nur, dass zwei Drittel der Todesfälle auf die betagten Menschen in den Pflegeheimen entfallen und die geschlossenen Schulen, Geschäfte, Theater und Konzertsäle, etc. hier nicht eine einzige dieser Personen schützen und wohl kaum je auch nur eine Ansteckung oder gar einen Todesfall vermeiden konnten. 

Und unsere freien Medien? Diese haben den Etatismus für sich entdeckt und berichten heute unkritischer über regierungs- und bundesrätliche Erlasse als seinerzeit die «Prawda». Beispiel gefällig?

Bundesrat Alain Berset besuchte in der vergangenen Woche die Lonza-Werke im Wallis. Diese sind wesentlich an der Herstellung des Moderna-Impfstoffes beteiligt. Weshalb er das tat, wusste er offenbar selbst nicht so genau. Das Schweizer Fernsehen übertrug die anschliessende Medienkonferenz zwar live (das ist kein Witz!). Die einzige Botschaft des Bundesrates lautet jedoch (O-Ton): «Ein wichtiger Teil der [Impfstoff-]Produktion passiert im Wallis.»

Keine der anwesenden Bundeshausjournalistinnen stellte die Frage, weshalb der Bundesrat eine Medienkonferenz einberufe, um dort nichts zu sagen und bloss sich selbst zu inszenieren. Keiner fragte, weshalb der Bundesrat die Impfdosen erst so spät bestellt habe und warum er nicht schon im letzten Frühjahr mit der Pharmaindustrie enge persönliche Kontakte gepflegt habe (so wie etwa Israel). Weshalb der Bund mit seiner Software zum Impfstart nicht bereit gewesen sei, etc.

Hätte die Medienschar am Ende der Medienkonferenz applaudiert, der Anlass hätte gut und gerne auch in Peking stattgefunden haben können. Offensichtlich haben die Medien ihre Unabhängigkeit auch gleich bei Monsieur Berset deponiert. Allen voran der Zürcher Tages Anzeiger, der sich zum persönlichen Medienorgan des SP-Bundesrates gemausert hat und der Einfachheit halber meist auch gleich dessen Positionen übernimmt.

Fasnächtlich mutet auch an, wenn der Steuerzahler seit 10 Monaten Millionen aufwenden muss, um das «Contact tracing» (CT) zu bezahlen, wenn dieses aber offenkundig bis heute nie flächendeckend funktioniert hat. Nicht einmal die Verbreitung der England-Mutation kann das CT eindämmen. Der Bundesrat glaubt offensichtlich selbst nicht mehr an sein Instrument, hat er doch die jüngsten Massnahmen präventiv gegen die Verbreitung der Mutation verordnet. Nur hat niemand den Mut laut zu sagen, was längst alle wissen: Das CT kostet zwar viel, nützt aber so gut wie nichts.

So wäre denn die Fasnacht die letzte Bastion des kritischen Denkens und der kritischen Meinungsäusserung. Wenn sie denn stattfinden würde… Versuchen wir also, allein im stillen Kämmerlein, uns ein einsames Lächeln abzuluchsen. Als kleine Therapie-Dosis gegen die sich anbahnende Frustration, die sonst allzu leicht Richtung Verzweiflung kippen könnte. 


Zu guter Letzt: Keine Solothurner Fasnacht ohne kleinen Seitenhieb nach Grenchen. Die Migros eröffnete in diesen Tagen ausgerechnet in Grenchen den ersten völlig personal-freien Einkaufsladen der Schweiz. Als Versuch. Wahrscheinlich sagten sich die Migros-Oberen: Wenn sogar die Grenchner mit dieser neuen Einkaufstechnologie zurecht kommen, werden es sicherlich alle andern Schweizerinnen auch.


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