Die Prämienverbilligungen bei den Krankenversicherungen sind eine Folge der grossen KVG-Revision (Krankenversicherungsgesetz) in den 90-er Jahren. Die «Alten» sollten damals nach dem Willen von SP-Bundesrätin Ruth Dreyfuss massiv entlastet werden – auf Kosten der Jungen. Die Prämien für die Grundversicherung sollten über das ganze Leben in etwa gleich hoch blieben; bis anhin hatten aufgrund der effektiven Kosten Kinder wenig und Betagte viel bezahlen müssen. Mit dieser KVG-Revision wurden kinderreiche Familien auf einen Schlag massiv stärker belastet, während das Grosi plötzlich freie Mittel für «eine SBB-Fahrt ins Blaue» besass.
Der sozialpolitische Aufschrei liess nicht lange auf sich warten. Die Rentnerinnen waren zwar mit Dreyfuss (und der äusserst knappen Volksmehrheit) sehr zufrieden. Die Familien dagegen protestierten lauthals. So wurde eben erneut an der Schraube gedreht. Die Prämienverbilligungen waren geboren. Seither haben sich die Beträge für dieses neue Sozialwerk ununterbrochen erhöht. 2019 betrugen die Verbilligungen bereits rund 5 Milliarden Franken oder fast 600 Franken pro Kopf.
Was günstig(er) ist, wird auch rege(r) benützt: Die Gesundheitskosten sind deswegen auf jeden Fall nicht gesunken. Höchstwahrscheinlich war dies sogar indirekt mit ein Grund für die steigenden Kosten. Dumm ist nur, dass diese 5 Milliarden nicht glücklich machen, sondern weitere und noch viel grössere Begehrlichkeiten wecken. Die SP fordert in einer Initiative, dass niemand mehr als 10% des «frei verfügbaren Einkommens» für die Krankenversicherung ausgeben dürfe. Der Bundesrat will mit seinem aktuellen Kompromissvorschlag ebenfalls mehr Geld ausgeben – wenn auch nicht gar so viel. Die Richtung bleibt gleich; nur das Tempo ist etwas unterschiedlich.
Damit bewegen wir uns – ohne dass der Souverän das je so gewollt hätte – schnurstracks auf eine vollstaatliche Krankenversicherung zu. Nur noch die reichsten 10% der Bevölkerung bezahlen ihre effektiven Gesundheitskosten. Allen anderen wird immer mehr davon vom Staat abgenommen.
Man weiss, dass die Gesundheitskosten mit zunehmendem Bildungsstand abnehmen. Je schlechter die Bildung, desto höher die Kosten für Krankheit und Unfall. Eine Investition in die Zukunft würde es deshalb bedeuten, wenn die Prämienverbilligungen zu Gunsten des Bildungsbudgets gekürzt würden. Es bringt ausser einem Schuldenberg rein gar nichts, noch mehr Steuergelder in dieses Fass ohne Boden zu schütten. Eine Bildungsoffensive würde jedoch mittel- und längerfristig nachhaltig das Gesundheitswesen entlasten. Dies wäre eine Massnahme mit Zukunftsperspektive – anstelle des Geldausgebens nach dem Motto: «Nach uns die Sintflut.»