Montag, 30. November 2020

SRF zwischen Parteilichkeit und Fake News

Journalismus als Selbstverwirklichungstrip für besonders selbst- oder sendungsbewusste Parteigänger? In der Schweiz haben wir uns in den letzten 30 Jahren irgendwie an diese Tendenz gewöhnt. Jedenfalls im Bereich der öffentlich-rechtlichen Medien. In den vergangenen Monaten und Wochen war täglich klar, welche Haltung die grosse Mehrheit der Mitarbeitenden von Radio und TV SRF zur «Konzern-Verantwortungsinitiative», KVI einnahmen.

Besonders ärgerlich war dies im Vorfeld einer Abstimmung. Denn hier haben diese Medien ganz klar Grenzen überschritten. Dass dies wohl ungeahndet bleibt und die Damen und Herren noch das Gefühl behalten dürfen, ihre Sache gut gemacht zu haben, ist in einer direkten Demokratie eigentlich mehr als ein Unding.

Nur noch besonders dumm sind die völlig unprofessionellen Bemerkungen und Informationen am Abstimmungssonntag und in den Tagen danach. So etwa im Nachrichtensender (sic!) SRF 4 am Montag nach der Abstimmung: «Die KVI ist am Ständemehr gescheitert. Das heisst, die meisten Menschen haben Ja gestimmt.» Hier verwechselt erst mal jemand die Schweizer Bevölkerung mit den rund 47%, die zur Urne gingen. Zudem sind 50.7% niemals "die Meisten" - bei 47% Abstimmenden sogar bloss knapp 24% aller Stimmberechtigten. Weniger als ein Viertel aller Stimmberechtigten haben demnach der Initiative zugestimmt. Weil aber nur knapp 31% der Schweizer Bevölkerung zur Urne gingen, hat nur jeder siebte Einwohner diese Landes Ja gesagt zur KVI. Das sind die «nackten» Zahlen. Der Rest ist Falschinformation.

Dennoch wird nun sofort und fast reflexartig das Ständemehr in Frage gestellt. Ohne selbstverständlich überhaupt zu wissen, weshalb dieses 1848 in die Bundesverfassung kam. Und ohne sachlich, aber kompetent darüber zu informieren, welche Bedeutung ihm heute noch zukommt.

Völlig dumm ist weiter, wenn zum 1000sten Mal alt Nationalrat Rudolf Strahm (SP) zu gewichtigen Politthemen das Wort erhält, wie am Montag geschehen. Beim Radio wie beim TV SRF. Erstens stellt sich die Frage, weshalb nicht aktive Fachleute zu Wort kommen, sondern ein betagter alt Nationalrat. Ausserdem fragt sich der Blogger, weshalb hier geflissentlich dessen Parteizugehörigkeit verschwiegen wird. Weil er sonst eben «Partei» und nicht mehr «Experte» wäre (was er in Wirklichkeit aber auch ist…)? Strahm darf zudem den grössten Blödsinn verkünden, ohne dass die Interviewer dies kritisch hinterfragen oder sogar korrigieren würden. So verkündete er etwa im Brustton der Überzeugung, in der Schweiz gäbe es 24'000 Konzerne. Diese Behauptung wurde so stehen gelassen, obwohl gemäss Bundesamt für Statistik (offizielle Information vom 30. Oktober 2020) 99% aller Unternehmen in der Schweiz KMU sind, also weniger als 250 Mitarbeitende beschäftigen. Bei total rund 600'000 Unternehmen in der Schweiz (ebenfalls gemäss BfS) verbleiben also für alle anderen Unternehmen bloss noch 6'000 – und gemäss dem alt Nationalrat sollen 24'000 davon Konzerne sein?

Für wie blöd halten die SRF-Mitarbeitenden uns eigentlich? Ich denke, es ist klar, wer hier ein Wissensdefizit hat oder mit einer sehr stark eingefärbten Brille Journalismus betreibt. Und dies dank unseren Zwangsabgaben für diese miserable Leistung.

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