Bundesrat und Parlament haben sich in den letzten Jahren kritisch gegenüber der Gentechnologie verhalten. Im Zweifel entschieden sie sich für das Nichtstun. Der Mut zu visionären Schritten oder auch nur zu einer simplen Teilöffnung der Schweiz gegenüber den neuen Technologien war so inexistent wie ein Elefant auf dem Mond.
«Denkpause» und «Moratorium» nannten das die Politiker und Behörden, was sie der Schweiz damit verordneten. Offensichtlich in der Meinung, dies entspreche auch dem Willen der Bevölkerungsmehrheit. Nicht einmal das Risiko einer Volksabstimmung zu diesem für unsere Zukunft derart wichtigen Thema will man jedoch eingehen. Die Schweizer Forschung selbst bei der nobelpreis-gekrönten Genom-Editierung (diese basiert auf der berühmten Genschere Crisp) soll weiterhin – so der Entscheid des Bundesrates vor wenigen Tagen – im tausendjährigen Dornröschenschlaf verbleiben. Das bestehende Moratorium soll einfach verlängert werden. Weltweit jagt zwar eine Entwicklung die nächste und jeder denkende Mensch weiss, dass es hier letztlich um entscheidende Fragen geht. Aber die Schweiz ist ein weisser Flecken auf dieser Landkarte und soll es laut Bundesrat auch bleiben.
Dies ist eine riesige Enttäuschung für all jene, die zum Beispiel an einer Erbkrankheit oder an einer anderen unheilbaren Krankheit leiden und sich an die Hoffnung geklammert haben, dass neue medizinische Entwicklungen, dass Gentherapien ihnen helfen könnten. Aber auch jene, deren Arbeitsplätze und Einkommen von unseren Pharmaunternehmen und deren Erfolg abhängen, werden ins Abseits gestellt.
Selbst für jene Landwirte, die auf neue, krankheitsresistente Pflanzen gehofft haben, welche das bäuerliche Einkommen und die Ernährung unserer Bevölkerung künftig ohne chemische Keulen sichern würden, stehen in der Schweiz zunehmend im Regen. Die Ideologie und/oder die Angst vor den Ideologen ist der Mehrheit im Bundesrat wichtiger als die Gesundheit und das Wohlergehen unseres Volkes. Und das Parlament? Das schweigt (vorläufig zumindest) dazu. Denn auf diese Weise braucht niemand Zivilcourage zu zeigen.
Bloss: womit würden wir heute von Genf nach Romanshorn fahren, wo wäre unser öffentlicher Verkehr, wenn nicht visionäre Politiker den Mut gehabt hätten, in die Eisenbahn zu investieren, obwohl damals vom Pfarrer über den Psychiater bis zum selbsternannten Heiler Hunderte vor den Gefahren dieser neuen Technologie gewarnt haben. Heute haben wir für diese rückwärtsgewandten Skeptiker bloss noch ein müdes Lächeln übrig. Wie wird wohl in Zukunft das Moratoriums-Nichtstun des heutigen Bundesrates von unseren Nachkommen beurteilt werden? Es ist zu befürchten, dass dies kaum mit einem nachsichtigen Lächeln geschehen wird.
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