An vielen Hauswänden und Balkonen hängen sie: die orangen Transparente der Befürworter der Konzernverantwortungs-Initiative. Die Kirchen finanzieren sogar mit Steuergeldern unlegitimiert einen politischen Abstimmungskampf. Dass (die bösen internationalen Gross-)Konzerne ihre Verantwortung wahrnehmen, wer könnte hier dagegen sein?
Aber das ist weniger als die halbe Wahrheit, denn:
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Die Initiative spricht nicht von den «Konzernen»,
sondern von den «Unternehmen». Damit sind alle betroffen. Auch die Schweizer
KMU, die Familien- und die Gewerbebetriebe.
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Wer weiss im Übrigen schon, was überhaupt ein
Konzern ist? Nach schweizerischem Recht bildet eine kleine Gruppe von zwei oder
drei KMU, die einer kleinen Familienholding angehören, bereits einen Konzern.
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Jede Schweizer Konsumentin, die "ennet der Grenze" im Ausland einkauft, würde dieses Gesetz umgehen. Jeder Konsument, der per Internet
ausländische Produkte einkauft, würde dieses Gesetz umgehen (können). Noch schneller
würden damit in der Schweiz noch mehr Läden verschwinden.
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Die Schweiz würde auf diese Weise versuchen,
ihre Gesetze zu «exportieren». Dies, obwohl sich gerade unser Land sehr dagegen
wehrt, wenn andere Staaten oder wenn Diktatoren ihr Recht in unserem Land durchsetzen
wollen. Die kleine Schweiz wird dies allerdings mit noch weniger Erfolg
umsetzen können, als umgekehrt die fremden Staaten bei uns.
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Schweizer, die im Ausland Ferien machen, werden sich
um das Anliegen der Initianten so wenig kümmern (können) wie dies die
ausländischen Staaten tun.
- Die Schweizer Wirtschaft wird damit den Schaden haben und den Spott der ausländischen Mitwettbewerber, die als Lieferanten noch billiger, weil mit viel weniger Auflagen, in die Schweiz exportieren können. Sie werden sich über ein schönes Wachstum und happige Gewinne freuen, während bei uns die Arbeitsplätze verloren gehen, unsere Wirtschaft darben wird und die Steuereinnahmen von Bund, Kantonen, Gemeinden und Kirchen (sic!) wegbrechen.
Es käme niemandem in den Sinn, von allen Konsumenten per
Gesetz zu verlangen, sie dürften nur noch Bioware und ausschliesslich Ökoprodukte
einkaufen. Und ein T-Shirt für fünf oder zehn Franken sei per se unethisch. Hier muss der Appell an die Vernunft und die Verantwortung der
Konsumentinnen reichen. Beim Unternehmen hingegen, das mir monatlich mein Salär
auf das Bankkonto überweist, soll es allein der Gesetzgeber richten. Statt meine Selbstverantwortung wahrzunehmen, verlange ich von den anderen, dass sie die ihre wahrnehmen. Ein durchaus christlicher Gedanke?
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