Wer im Restaurant oder im Ladengeschäft bar bezahlt, bleibt grundsätzlich
unerkannt. Er muss weder seinen Namen, seine Adresse, noch seine Bankbeziehung,
noch andere Daten von sich preisgeben – wenn er nicht will. Ein paar neue
Schuhe kann ich kaufen, ohne dass der Schuhladen mich nachher mit seiner Werbung
eindeckt, wenn ich das so wünsche. Wünsche ich jedoch erkannt zu werden, kann
ich mich jederzeit «outen». Mit speziellen Kundenkarten, die Rabatte und andere
Vorteile versprechen, ködern deshalb viele Anbieter ihre Kunden und freuen
sich, wenn sie deren Koordinaten in ihren Servern speichern können.
Die Corona-Krise hat die Schweizer Praxis auf den Kopf gestellt: Prangten bisher neben der Kasse Anschriften wie «Kreditkarten erst ab CHF 50 zugelassen», machen nun eiligst verfasste Zettel darauf aufmerksam, man solle doch aus Sicherheitsgründen wenn immer möglich bargeldlos bezahlen. Prompt nehmen Politiker und Medien diese Entwicklung auf und sehen bereits das Ende für das Bargeld gekommen.
Es ist tatsächlich bequem, wenn man nicht nur kaufen kann, wozu das Geld im Portemonnaie gerade reicht. Es ist bequem, nicht grosse Mengen Bargeld mit sich herumtragen zu müssen. Aber es besteht ein riesiger Unterschied zwischen der Wahlfreiheit Bargeld/bargeldlos und dem Zwang, überall seine Daten hinterlassen zu müssen. Auf diese Weise können alle meine Schritte stets nachverfolgt werden. Wo ich wann in den Ferien oder in welchem Geschäft war. Was ich wann gekauft und gegessen oder getrunken habe, welche Farbe meine Socken oder meine Unterhosen haben und ob ich unter Fusspilz leide.
Das ist nichts Anderes, als eine Einschränkung meiner Wahlfreiheit bei gleichzeitiger Preisgabe all meiner intimsten Geheimnisse. Ich will jedoch weder meine Küche, noch meinen Kleiderschrank oder mein Bad und schon gar nicht mein Schlafzimmer öffentlich machen. Ich brauche dort weder staatliche (Steuern u.a.) noch andere Schnüffler. Deshalb muss das Bargeld bleiben: es gibt kein besseres Zahlungsmittel für freie Bürger in einem freien Land.
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