Dienstag, 30. Juni 2020

Der "Super-Geisterfahrer" oder die "Kunst" der falschen Kommunikation


Vor ein paar Wochen tauchte es erstmals auf, dieses neue Wort. In diesen Tagen ist es medial allgegenwärtig: «Superspreader». Zu Deutsch: «Super-Verbreiter». Was so positiv tönt wie «Superman» oder «Superheld», ist eigentlich äusserst negativ gemeint. Ich habe es nicht recherchiert. Aber da die Wissenschaft heute fast nur in Englisch stattfindet (früher behaupteten die Wissenschaftler noch, nur Latein sei die angemessen-präzise Sprache), wird der Begriff wohl dort kreiert worden sein.

Dass sich die Wissenschaftler nicht darum kümmern, wie ihre Fachbegriffe kommunikativ «ankommen», ist nachvollziehbar. Dass aber die riesigen Kommunikationsabteilungen des Bundes und der Kantone nicht willens oder fähig sind, die von den Wissenschaftlern genannten Begriffe in eine unserer 4 Landessprachen zu übersetzen, ist fragwürdig. Dass die Kommunikations- und Chefbeamten inkl. den ihnen vorgesetzten Bundes- und Regierungsräten jedoch diese Begriffe unbesehen ihrer falschen Wirkung verwenden, ist ein Ärgernis, weil es Kopflosigkeit, Bequemlichkeit oder Inkompetenz bedeutet.

Ein Superspreader ist nun mal kein Superheld, sondern ein saudummer Egoist, der sich wegen einer grosszügigen Schweizer Regelung und eigener Kurzsichtigkeit das Virus zum Beispiel im Ausland holte und statt sozialer Zurückhaltung nichts Besseres wusste, als es in Zürich «unter die Leute» zu bringen. Dies, weil ihm das persönliche Vergnügen weit wichtiger war als irgendwelche Rücksichtnahme den Mitmenschen gegenüber.

Dass ein solcher Idiot noch als ein «Super-« bezeichnet wird, ist ein kommunikatives Fehlverhalten der Sonderklasse. Ein Verhalten, dass bei jeder Kommunikationsausbildung als negatives Beispiel herhalten könnte – und sollte. Da verblasst der alte «Geisterfahrer» als relativ harmlos dagegen; er heisst übrigens heute, tatsachenkonformer, «Falschfahrer».

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