Montag, 11. Mai 2020

Bitte Mut zur Chance


Soeben haben die Detaillisten ihre Türen wieder öffnen dürfen. Damit haben sie ihren Kampf mit den Grossverteilern und immer stärker mit den Online-Shops, die soeben ihren Corona-Boom erlebten, wieder aufnehmen können. Diesen Kampf werden leider zahlreiche Detaillisten verlieren. Auch deshalb, weil sie im Gegensatz zum Internet über sehr eingeschränkte Öffnungszeiten verfügen.


Für die Solothurner Geschäfte haben die SGSo und die Standortförderung Espace Solothurn rechtzeitig in die Schatulle gegriffen und die Aktion «ShopIN» lanciert. «Solidaritäts-Kampagne» nennen sie diese Aktion, welche die Konsumenten in die Stadt und zu den Detaillisten locken sollen. Soweit so erfreulich und gut. Und im Interesse unserer mittelfristigen Lebensqualität auch sehr unterstützenswert.


Ärgerlich ist jedoch, wenn zur gleichen Zeit Geschäftsinhaber bekannt geben, dass sie ihre Türen vorläufig nur zeitlich eingeschränkt öffnen wollen. Weil sich in den Läden nur eine bestimmte und kleine Anzahl Personen aufhalten darf, heisst das, dass die Konsumenten künftig auch vor diesen Läden Schlange stehen sollen. Dass diesen Geschäftsinhabern ein Schlange stehender Konsument lieber ist, als wenn sie selbst bei allenfalls wenig Umsatz lange hinter der Theke sitzen oder im Laden herumstehen müssen.


Es wäre absolut nötig und sinnvoll, jetzt die Öffnungszeiten derart zu liberalisieren, dass die Läden mindestens bis Ende Jahr länger als bisher geöffnet sein können. Das würde ihnen die Chance eröffnen, neue Kunden gewinnen und allenfalls alte Kunden zurückzugewinnen. Denn auch wer im Homeoffice arbeitet, kann seinen Arbeitsplatz nicht beliebig verlassen, um Schuhe zu kaufen. Das ist einer der Gründe, weshalb aufs Online-Shopping ausgewichen wird. Und die Seniorinnen? Als besonders gefährdete Corona-Gruppe möchten sie nicht in überfüllten Läden einkaufen und suchen deshalb nach einkaufsschwachen Tageszeiten – aktuell viel mehr als noch im Januar oder Februar. Das wird aber mit eingeschränkten Öffnungszeiten erschwert oder gar verunmöglicht.

Der Ruf der Detaillisten nach Staatshilfe – und damit nach Geld aus dem Portemonnaie der Steuerzahler – ist noch nicht verhallt. Und schon entscheiden sich diese Unternehmerinnen ängstlich dafür, statt die sich bietende Chance zu packen, den risikoärmeren Weg einzuschlagen. Wenn sich dann Umsatzlücken auftun oder das Geschäft geschlossen werden muss, sind die Konsumenten schuld, die trotz Aufruf ferngeblieben sind – oder das Corona-Virus oder der zu knausrige Staat.


Liebe Gewerbler und Detaillisten: Packt die Chance! Ihr seid die Unternehmer! Reines Sicherheitsdenken passt nicht zum Geschäftserfolg. Aktuell schon gar nicht. «Wer nichts wagt, gewinnt nichts.» Zur einer tollen Tradition passt am Besten liberale Innovation. Zu "ShopIN" passen am besten lange und weit offene Geschäftstüren in Solothurn.

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