Die öffentliche Hand – ob Bund, ob Kanton, ob Gemeinde – wird in den nächsten Jahren über leere Kassen klagen. Die Steuern der Unternehmen brechen ein, die der natürlichen Personen gehen zurück und die Sozialkosten steigen massiv.
Die Linke wird deshalb ihr gebetsmühlenartig vorgetragenes Credo nach neuen und höheren Steuern noch etwas lauter als üblich herunterleiern. Die Regierungen werden darüber klagen, dass halt alle Ausgaben für die vielen Staatsaufgaben nötig und weitere Einsparungen unmöglich seien. Das alles kennen wir zur Genüge. Leider haben sich in den letzten 50 Jahren hier zwar die Personen, nicht aber die Argumente, ja nicht einmal die Vokabeln geändert.
Dann werden die Steuern erhöht, «nur massvoll» und «nur vorübergehend». Und jeder weiss, dass Beides nicht stimmt. Steuern können gar nie massvoll sein; sie sind notwendig oder nicht, aber wenn ich mehr als einen Drittel meines sauer verdienten Lohnes dem Staat abliefern muss (das Zwangssparen der 2. Säule noch nicht mal eingerechnet), kann dies niemals massvoll sein. Einmal eingeführte Steuern werden ausserdem nie mehr abgeschafft; auch das ist leider ein Grundgesetz der Politik. Das «Vorübergehend» der Politik heisst in der Realität praktisch ausnahmslos «ad infinitum».
Der italienische Harvard-Ökonom Alberto Alesina hat kürzlich 200 Austeritätsprogramme von 16 Industrieländern untersucht. Das Ergebnis sei absolut klar, hielt er fest: «Wenn ein Staat seine Verschuldung auf ein erträgliches Mass senken will, ist es falsch, dafür die Steuern zu erhöhen. Stattdessen sollte die Sanierung des Staatshaushaltes ganz auf der Ausgabenseite ansetzen.»
«Wer Defizite mit Steuererhöhungen stopfe, müsse mit langen und tiefen Rezessionen rechnen. Ausgabenkürzungen seien dagegen – falls überhaupt – nur mit kurzen Rückgängen der Wirtschaftsleistung verbunden.» (Zitat NZZ, 26.05.2020)
Jeder Finanz- und jeder Wirtschaftspolitiker kann dies im Buch «Austerität» von Alberto Alesina nachlesen (herausgegeben 2019). Zur Umsetzung dieses Wissens, das auf klaren Fakten beruht, ist einzig ein bisschen Zivilcourage nötig. Und es wäre durchaus nützlich, wenn auch die Linke endlich die ökonomischen Realitäten anerkennen und ihre längst veraltete Ideologie über Bord werfen würde.