Dieser Blog zu Themen der Schweizer und der Solothurner Politik – mit einem Schwerpunkt auf die Finanz- und die Wirtschaftspolitik – wird von einer weder partei- noch wirtschafts- oder interessenpolitisch gebundenen Person verfasst; aus einer ordnungspolitischen Perspektive und im Engagement für ein selbstbestimmtes Leben, wie es dem liberalen Grundgedanken entspricht. Unabhängig und offen, stets hart in der Sache, aber fair gegenüber Personen soll diskutiert werden.
Samstag, 18. April 2020
Offener Brief an die Schweizer Medienschaffenden
Liebe Medienschaffende der Schweiz
Seit mehr als vier Wochen jagt Ihr uns eine Horrormeldung nach der andern über den Stubentisch. Wir dürfen Euch versichern, dass wir diese Meldungen alle vernommen und uns zu Herzen genommen haben. Wir sitzen zu Hause und haben uns – bibernd vor Angst – in die Wolldecken gehüllt.
Uns zittern schon die Hände, wenn wir den Laptop einschalten, den Briefkasten öffnen oder den Fernseher einschalten. Und jeden Tag dürfen wir zuverlässig eine neue Horrormeldung entgegennehmen. Pardon: was heisst denn hier «eine» - ein ganzes Bataillon voll. Wir haben uns psychische Stärke eingeredet und uns mit den stündlichen Meldungen über die neuen Todeszahlen abgefunden. So grausam das tönt; aber wir haben uns tatsächlich ein Stück weit an diese Zahlen gewöhnt. Sie wurden Teil unseres Alltags. Wir denken dabei nicht mehr automatisch an all das Leid und all die Tränen, die hinter jeder einzelnen Zahl stecken, weil jede dieser Zahlen ein Menschenleben darstellt.
Ihr müsst das sofort gemerkt haben. Die Corona-Zahlen schrumpften in der Tageszeitung zum Einspalter und Radio und Fernsehen wussten wieder von anderen Dingen zu berichten als von Corona. Irgendwie seid Ihr aber dem "Tal des Horrors" treu geblieben. Und dort bieten sich trotz schönstem Frühjahrswetter täglich neue Schreckensmeldungen an. Abgestumpft durch Krankheits- und Todesraten wie wir nun sind, war es zwar für Euch nicht ganz einfach, neue Meldungen zu finden, die uns auch weiterhin zuverlässig den Schlaf rauben können. Ihr habt sie gefunden!
«Die Arbeitslosenzahlen explodieren.» «Bald werden Hunderttausende ohne Job sein.» «Ein riesiges Loch in den Bundes-, Kantons und Gemeindekassen.» «Tausende von KMU werden Konkurs anmelden müssen.» «Es wird schlimmer als es je war mit unserer Wirtschaft.» «AHV und IV haben leere Kassen.» «Die Krankenkassenprämien werden massiv steigen.» etc etc etc. Täglich habt Ihr neue Gründe gefunden, uns einen kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Könnt Ihr Euch ein ganz kleines Bisschen vorstellen, liebe Medienschaffende, dass wir langsam genug haben von solchen Schlagzeilen? Dass wir uns täglich wünschen, Ihr würdet mehr graue Zellen, Raum und Sendezeit dafür verwenden, über Lösungen, über kreative Ideen für die optimale Bewältigung der Gegenwart und für eine hoffnungsvolle Zukunft nachzudenken und zu berichten? Probiert es doch mal. Wir werden bestimmt nicht sofort wegklicken. Nicht so wie heute.
Eure Rezipientinnen und Rezipienten
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