Jeder Tod eines Menschen ist mit Trauer und Leid verbunden. Das kann und soll nie relativiert werden. Bei den Zahlen und bei den Massnahmen sollten wir aber die Relationen nicht vollständig aus den Augen verlieren. Selbst wenn die Schweiz 5000 Corona-Tote zählen würde, wären das noch immer mehr als viermal weniger Menschen als jährlich an Herz-Kreislaufkrankheiten sterben. Mehr als 110'000 Personen werden jährlich deswegen hospitalisiert; wegen Corona sind es im Moment weniger als 2500. Gemäss Angaben des Bundesamtes für Gesundheit BAG sterben ferner in der Schweiz pro Jahr durchschnittlich 1000 Frauen und 2000 Männer an Lungenkrebs, einer Krankheit, die durch unser Verhalten enorm stark beeinflusst werden kann. Wer raucht, nimmt in Kauf, dass er sein Risiko entsprechend erhöht. Und trotzdem fällt es niemandem ein das Rauchen zu verbieten.
Um die Menschen vor Corona zu schützen, wurden hingegen grosse Teile der Wirtschaft «auf Eis gelegt». Viele werden dadurch ihren Arbeitsplatz verlieren; zahlreiche Selbständige und Kleinunternehmen werden all ihr Erspartes und viele von ihnen auch ihre Existenzgrundlage verlieren. Mit jedem Tag, an dem die Wirtschaft weiter lahmgelegt ist, nimmt die Zahl jener zu, deren Leben(straum) zerstört wird. Die vor dem Nichts stehen und sich neu erfinden, ihr Berufsleben neu starten müssen.
Auch das sind schwere Schicksale. Auch das sind u.U. menschliche Tragödien. Die Bundesräte, allen voran Berset und Sommaruga, werden nicht müde zu betonen: «Die Gesundheit geht vor.» Aber warum gerade jetzt und hier derart ausschliesslich? Und zu welchem Preis? Wo bleiben da die Relationen? Es gibt nicht auf der einen Seite das Krankheits- und Todesrisiko und auf der anderen Seite bloss das restlose Glück. Wenn der Bundesrat zuerst betont, sobald die Ansteckungszahlen drastisch sänken, werde er die Massnahmen lockern und diese dann entgegen dem klaren Trend einfach so um eine Woche verlängert, fragt man sich allen Ernstes, welche Prioritäten im Bundeshaus gesetzt werden; es sind sicherlich nicht die der arbeitenden und der Steuern und AHV-Beiträge zahlenden Bevölkerung.
Sich vor dem Corona-Virus zu schützen ist für das Individuum um ein Vielfaches einfacher, als sich zum Beispiel vor einer Krebserkrankung zu schützen. In der Schweiz erkranken laut BAG in jedem Jahr rund 50'000 Personen an Krebs. Und die allermeisten dieser schweren Erkrankungen lassen sich nicht durch unser Verhalten verhindern. Beim Corona-Virus ist das für die meisten Menschen möglich. Dennoch hat der Bundesrat noch nie in Erwägung gezogen, wegen Krebs irgendwelche Notmassnahmen zu verordnen.
Deshalb stellt sich immer dringender die Frage, wie lange dieses Notregime noch dauern soll und darf und wie lange die Wirtschaft – und das sind letztlich wir alle – noch als Opfer herhalten muss. Der Bundesrat hat nach Ausbruch der Krise in der Schweiz (weshalb eigentlich nicht schon einen Monat vorher?) eine Task Force aus Epidemiologie- und Gesundheitsspezialisten geschaffen, die ihn beraten soll. Bis heute warten wir jedoch auf eine entsprechende Fachunterstützung durch Wirtschaftsspezialisten, durch entsprechende Fachleute aus der Unternehmens-Praxis. Aber bitte nicht ein Theoretiker-Gremium aus jenen Volkswirtschaftsprofessoren, die sich seit drei Wochen mit irgendwelchen pointierten, meist illusorischen, weil undurchführbaren Rezepten zu profilieren versuchen.
Die Wirtschaft muss schnellstmöglich wieder laufen können, wenn die Schäden und damit die Opfer, die der werktätigen Bevölkerung auferlegt werden, nicht jedes erträgliche Mass übersteigen sollen. Ein zu später Exit wird nicht zuletzt auch den sozialen Frieden und damit die politische Stabilität unseres Landes akut gefährden. Spätestens dannzumal wird der Mitte-Links-Bundesrat leider und zu Unrecht den Schwarzen Peter der Wirtschaft statt sich selber in die Schuhe schieben.
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