Samstag, 8. Februar 2020

Kein Bock auf Fortschritt?



Zahlreiche Medien, die Politik ebenso wie die Leserbriefspalten und der Stammtisch sind sich darin einig, dass es mit Blick auf das Klima und die Umwelt durchaus Sinn machen könnte, mit Strom statt mit Benzin oder Diesel von A nach B zu fahren. «Aber wegen den Batterien haben die neuen Elektro-Autos die schlechtere Umweltbilanz als die Benziner», wird landauf und landab immer und immer wieder kolportiert.

Autofahren ist nicht umweltfreundlich. Darin sind sich wohl alle einig. Ein E-Bike der neusten Generation könnte die eine oder andere Autofahrt ersetzen. Dass E-Bikes die Umwelt kaum mehr belasten als herkömmlich Bikes, die allein mit Muskelkraft angetrieben werden, war kürzlich eine Schlagzeile wert. Das war überraschend. Den Fachleuten, die das alles berechnet haben, ist trotzdem zu trauen. Mindestens so lange, bis nicht das Gegenteil bewiesen werden kann.

Diverse Spezialisten, vor allem in Deutschland und Skandinavien, haben in den letzten Monaten und Jahren die Klimabilanz der individuellen Elektromobilität bzw. der Elektroautos untersucht. Sie kommen alle zum gleichen Schluss wie das schweizerische Paul-Scherrer-Institut PSI, das dazu soeben eine Studie veröffentlicht hat. Die Forscher haben fünf Antriebsarten auf ihre Klimabilanz hin untersucht: Autos mit Benzin-, Diesel- und Erdgas-Motoren sowie Autos mit Brennstoffzellen und solche mit Elektro-Antrieb. Das Fazit fiel relativ deutlich aus. Zwar belasten E-Autos wegen der Batterietechnik die Umwelt bei der Produktion stärker als herkömmliche PWs. Dank umweltfreundlichem Schweizer Strommix machen sie diese Belastung im Betrieb jedoch mehr als wett. Das klimafreundlichste Auto ist demnach 2020 unter Beizug aller Faktoren mit deutlichem Vorsprung das Elektroauto. Gefolgt von der Brennstoffzelle. Diese eignet sich gemäss den Forschern des Paul-Scherrer-Instituts vorläufig allerdings nur für grössere Fahrzeuge und längere Strecken. An dritter Stelle liegt das Gas, gefolgt vom verpönten Diesel. Das Schlusslicht gehört dem Benziner.

Bis 2040 wird das E-Auto gemäss den PSI-Forschern seinen Vorsprung dank neuen, umweltfreundlicheren und stärkeren Batterien weiter ausbauen. Gas wird als Antrieb die Brennstoffzelle noch überholen, auf die heute Viele ihre Hoffnungen setzen.

Warum werden die Studien, welche die neuen Technologien ganz klar im Vorteil sehen, hierzulande von sehr vielen Bürgerinnen nicht zur Kenntnis genommen oder gar negiert? Diese Haltung ist nicht nachvollziehbar. Gerade die neuen Technologien sind es, die den grössten Nutzen für das Klima und die Umwelt bringen werden. Die Verbesserung des Bestehenden ist sicherlich nötig und richtig, wird aber niemals den Durchbruch bringen. Ebenso wenig wie eine Verhaltensänderung von uns Menschen. Das sind bestenfalls kleine Beiträge zur Verbesserung – die allein aber nicht einmal in ihrer Summe ausreichen werden.

Was haben wir denn in der Vergangenheit getan, wenn Umweltprobleme anstanden? Es reichte nicht, die Gewässer zu schützen, weniger Waschpulver zu brauchen und nicht allen Müll in Seen und Flüsse zu werfen. Nötig war auch neue Technologie: der Bau von Kläranlagen und diese mussten und müssen gemäss den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und den neusten technischen Möglichkeiten laufend nachgerüstet werden. Wie würden heute unsere Gewässer verschmutzt sein, wenn wir mit dem Bau der Kläranlagen zugewartet hätten, bis sie zum Beispiel den heutigen technischen Stand oder jenen von 2040 erreicht hätten.

E-Autos sind ebenso Teil des klimafreundlichen technischen Fortschrittes wie dies einst Kläranlagen, der Katalysator u.a. waren. Dieses Faktum zu negieren mag zwar aktuell mein Gewissen etwas entlasten, wenn ich noch mit meinem geliebten alten Benziner, Modell GT rumfahre. Moderne Technik abzulehnen, hat uns jedoch noch nie weitergebracht. Sie allein wird unsere Umwelt letztlich schützen und nicht die missionarischen Aufrufe und emotionsgeladenen Demonstrationen der Grünen. Sie werden die Menschen so wenig ändern wie die sonntäglichen Kanzelworte des Pfarrers; egal wie intensiv sie vorgetragen werden.


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