Die «Crypto-Affäre» dominiert seit Tagen die Schweizer Medienwelt.
Fleissig und konstant wird die Empörung bewirtschaftet – allen voran von der
SRG, die von allem Anfang an kräftig mitmischte. Da wird in fetten Schlagzeilen
suggeriert, dass jeder, der etwas davon gewusst hat, ein Verbrechen an Land und
Leuten begangen hat. Der Plebs schreit nach dem Galgen. Dabei bleibt das meiste
ungenau, verschwommen und wolkig. Es wird aus einem Papier, dem sogenannten «Minerva-Bericht»,
zitiert, den niemand ausser ein paar auserwählten Journalisten zu Gesicht
bekommen hat und der von diesen wie ein «Staatsgeheimnis» gehütet wird.
Damit bleibt den Rezipienten noch mehr als sonst nur übrig, zu
glauben, was die Medien vorsetzen. Der Glaube hat jedoch im Informationsjournalismus
rein gar nichts verloren. Er gehört in die Kirche, nicht ins Fernsehen.
Das seltsame Gebaren gewisser Medien und die grossen Lettern
werfen aber nicht nur ein Licht auf die Schweizer Sicherheitspolitik zur Zeit
des Kalten Krieges – deren Hintergründe dabei geflissentlich ausgeblendet
werden. Sie werfen auch ein Licht auf einige Medien(schaffende) und Politikerinnen in diesem Land
und das ist nicht nur ein gutes Licht.
Da empören sich Viele – Medien ebenso wie einige, teilweise mit
ihnen verbandelte Politiker, welche die Chance zur persönlichen Profilierung
wittern – und die Schlagzeilen fallen entsprechend fett aus. Falls jemand
Unrecht getan hat, ist es in einem Rechtsstaat jedoch Sache der Justiz, wieder Recht
zu schaffen. Über moralische Aspekte hingegen hat – wenn überhaupt – allein die
Geschichte zu entscheiden.
Wer sich heute darüber empört, dass in dieser «Affäre» der
eine Geheimdienst den anderen abgehört bzw. übers Ohr gehauen hat. Wer sich
darüber empört, dass sich in der Schweiz Geheimdienste aus verschiedenen
Ländern tummelten und noch immer tummeln. Wer solches heute zum Skandal heraufstilisiert,
der muss sich die Frage gefallen lassen, in welcher Realität er denn bisher zu Hause
war. Zur Zeit des Kalten Krieges waren in der Schweiz u.a. auch die Stasi aus
der DDR und die Geheimdienste der Sowjetunion und anderer kommunistischer
Staaten sehr aktiv. Sie haben zudem direkt oder indirekt Schweizer Gesinnungsgenossen
finanziell oder materiell unterstützt. Das wurde zwar von den Betroffenen lange
geleugnet – schliesslich aber bloss noch totgeschwiegen. Das wäre eigentlich –
wenn schon – die andere Seite der gespielten Empörungsmünze.
Bei der «Crypto-Affäre» ging es immerhin und nicht zuletzt auch
um die Interessen bzw. die Sicherheit der Schweiz(er Bevölkerung). Wenn gewisse
Medien, allen voran die SRG, genau diesen Aspekt weitgehend ausblenden und heute
laufend suggerieren, dass jeder, der davon gewusst haben könnte und jeder, der einmal
in Kontakt mit dieser Geschichte gekommen ist, nun zu verurteilen ist, dann ist
das nichts weniger als eine miese Hetze. Die einzige Frage lautet doch: Hat
dieses Verhalten und haben diese Geheimdienstaktivitäten der damaligen Sicherheit
der Schweiz gedient oder geschadet? Darauf findet sich aber in allen den zahlreichen
Beiträgen kaum ein Nebensatz. Vielleicht, weil dies eben erst die Geschichtsschreibung
in 30 oder 50 Jahren beantworten kann. In Geschichtsschreibung waren die Medien
aber noch nie besonders gut – und davon wie von justiziablen Vor-Verurteilungen
sollten sie deshalb besser die Finger lassen. Und jene Politikerinnen, die den Medien
blind folgen, sollten aufpassen, dass sie dabei nicht in die nächste Wand
laufen. Denn allein mit der Empörung über die Vergangenheit lässt sich auch
heute noch lange keine wirksame und zukunftsgerichtete Sicherheitspolitik
betreiben.
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