Montag, 24. Februar 2020

Empörungstheater statt Information



Die «Crypto-Affäre» dominiert seit Tagen die Schweizer Medienwelt. Fleissig und konstant wird die Empörung bewirtschaftet – allen voran von der SRG, die von allem Anfang an kräftig mitmischte. Da wird in fetten Schlagzeilen suggeriert, dass jeder, der etwas davon gewusst hat, ein Verbrechen an Land und Leuten begangen hat. Der Plebs schreit nach dem Galgen. Dabei bleibt das meiste ungenau, verschwommen und wolkig. Es wird aus einem Papier, dem sogenannten «Minerva-Bericht», zitiert, den niemand ausser ein paar auserwählten Journalisten zu Gesicht bekommen hat und der von diesen wie ein «Staatsgeheimnis» gehütet wird.

Damit bleibt den Rezipienten noch mehr als sonst nur übrig, zu glauben, was die Medien vorsetzen. Der Glaube hat jedoch im Informationsjournalismus rein gar nichts verloren. Er gehört in die Kirche, nicht ins Fernsehen.

Das seltsame Gebaren gewisser Medien und die grossen Lettern werfen aber nicht nur ein Licht auf die Schweizer Sicherheitspolitik zur Zeit des Kalten Krieges – deren Hintergründe dabei geflissentlich ausgeblendet werden. Sie werfen auch ein Licht auf einige Medien(schaffende) und Politikerinnen in diesem Land und das ist nicht nur ein gutes Licht.

Da empören sich Viele – Medien ebenso wie einige, teilweise mit ihnen verbandelte Politiker, welche die Chance zur persönlichen Profilierung wittern – und die Schlagzeilen fallen entsprechend fett aus. Falls jemand Unrecht getan hat, ist es in einem Rechtsstaat jedoch Sache der Justiz, wieder Recht zu schaffen. Über moralische Aspekte hingegen hat – wenn überhaupt – allein die Geschichte zu entscheiden.

Wer sich heute darüber empört, dass in dieser «Affäre» der eine Geheimdienst den anderen abgehört bzw. übers Ohr gehauen hat. Wer sich darüber empört, dass sich in der Schweiz Geheimdienste aus verschiedenen Ländern tummelten und noch immer tummeln. Wer solches heute zum Skandal heraufstilisiert, der muss sich die Frage gefallen lassen, in welcher Realität er denn bisher zu Hause war. Zur Zeit des Kalten Krieges waren in der Schweiz u.a. auch die Stasi aus der DDR und die Geheimdienste der Sowjetunion und anderer kommunistischer Staaten sehr aktiv. Sie haben zudem direkt oder indirekt Schweizer Gesinnungsgenossen finanziell oder materiell unterstützt. Das wurde zwar von den Betroffenen lange geleugnet – schliesslich aber bloss noch totgeschwiegen. Das wäre eigentlich – wenn schon – die andere Seite der gespielten Empörungsmünze.

Bei der «Crypto-Affäre» ging es immerhin und nicht zuletzt auch um die Interessen bzw. die Sicherheit der Schweiz(er Bevölkerung). Wenn gewisse Medien, allen voran die SRG, genau diesen Aspekt weitgehend ausblenden und heute laufend suggerieren, dass jeder, der davon gewusst haben könnte und jeder, der einmal in Kontakt mit dieser Geschichte gekommen ist, nun zu verurteilen ist, dann ist das nichts weniger als eine miese Hetze. Die einzige Frage lautet doch: Hat dieses Verhalten und haben diese Geheimdienstaktivitäten der damaligen Sicherheit der Schweiz gedient oder geschadet? Darauf findet sich aber in allen den zahlreichen Beiträgen kaum ein Nebensatz. Vielleicht, weil dies eben erst die Geschichtsschreibung in 30 oder 50 Jahren beantworten kann. In Geschichtsschreibung waren die Medien aber noch nie besonders gut – und davon wie von justiziablen Vor-Verurteilungen sollten sie deshalb besser die Finger lassen. Und jene Politikerinnen, die den Medien blind folgen, sollten aufpassen, dass sie dabei nicht in die nächste Wand laufen. Denn allein mit der Empörung über die Vergangenheit lässt sich auch heute noch lange keine wirksame und zukunftsgerichtete Sicherheitspolitik betreiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen