Donnerstag, 6. Februar 2020

Die Wohnidee, die sich selbst negiert



Alle wollen wir möglichst top-zentral, möglichst total ruhig und im Grünen wohnen; mit besten Autobahn- und ÖV-Anschlüssen, in einem modernen Gebäude mit dem besten und neusten Komfort. Dabei muss alles ökologisch sein und das Wohnen vorzugsweise mehr Energie produzieren als verbrauchen. Wir wollen ein sonniges Heim mit Superaussicht und möglichst wenigen nahen Nachbarn, damit wir unsere Ruhe und Privatsphäre haben.

Solche Wohnmöglichkeiten sind aber derart selten und derart schwer zu finden wie die berühmte Stecknadel – diesmal nicht im Heuhaufen, sondern in einem ganzen Heustock. Zudem sind sie, weil auch Wohnungen wie alle Güter und alle Dienstleistungen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegen, enorm teuer. Und nicht jeder ist ein Roger Federer, gesegnet mit soviel Talent, Ehrgeiz und (Trainings-)Fleiss. Diese Gesetzmässigkeiten haben uns eigentlich bereits als Kinder die Märchen der Gebrüder Grimm gelehrt. Offenbar haben sie aber Viele von uns wieder vergessen – oder niemand hat sie ihnen erzählt. Schade.

Die Linke will nichts weniger als die Quadratur des Zirkels, wenn sie an Zentrumslagen günstige Wohnungen für Jedermann propagiert. Das ist nur möglich, wenn Land und Liegenschaften – wie sie es auch verlangt – vollständig dem Markt entzogen werden. Das heisst, wenn die privaten Eigentümer enteignet und alles dem Staat überantwortet wird. Dies auf Kosten der Steuerzahler und auf Kosten der verfassungsmässigen Eigentumsrechte.

Wie sich das Resultat einer solchen wirtschaftspolitischen «Rosskur» präsentiert, konnte gleich nach der Wende zum Beispiel in der ehemaligen kommunistischen DDR begutachtet werden. Trostlose Plattenbauten bzw. Billigwohnungen, die nach 1989 rasch von der Bildfläche verschwanden, weil sie abgerissen werden mussten, nachdem die Bewohner sie fluchtartig verlassen hatten. Wer bestimmt denn, wem solche staatlichen Wohnungen zu geschlagen werden? Etwa die Politiker oder gar die Parteipolitiker wie im ehemaligen Osten? Entscheidet dann hier wie damals die Parteifunktion oder das Parteibuch?

Die Missstände bei der Zuteilung bzw. der Belegung von mit Steuergeldern vergünstigten Wohnungen, wie sie in den letzten Jahren etwa in Zürich, Bern und anderswo bekannt wurden, sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Wenn das jenes «gerechte Wohnen» ist, von dem die Linken immer wieder sprechen, dann können wir getrost darauf verzichten.

Und übrigens: zu den grössten Investoren im Schweizer Immobilienmarkt zählen seit ein paar Jahrzehnten unsere Pensionskassen. Weil sie unsere für unser Alter gesparten Gelder sorgfältig, sicher und zinsbringend anlegen müssen. So schreibt dies das Gesetz vor und so möchten wir Arbeitnehmer es alle. Wenn die Pensionskassen das nicht mehr dürfen oder wenn der Markt durch staatliche Eingriffe verzerrt wird, werden schliesslich alle Arbeitnehmer spätestens bei der Pensionierung darunter leiden. Aber wer hat da im Zusammenhang mit der 2. Säule erst kürzlich vom «Rentenklau» gesprochen? Ist das nicht eine Frage der Fakten, sondern bloss eine Frage, wer die Täter sind?

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