Alle wollen wir möglichst top-zentral, möglichst total ruhig
und im Grünen wohnen; mit besten Autobahn- und ÖV-Anschlüssen, in einem
modernen Gebäude mit dem besten und neusten Komfort. Dabei muss alles
ökologisch sein und das Wohnen vorzugsweise mehr Energie produzieren als
verbrauchen. Wir wollen ein sonniges Heim mit Superaussicht und möglichst
wenigen nahen Nachbarn, damit wir unsere Ruhe und Privatsphäre haben.
Solche Wohnmöglichkeiten sind aber derart selten und derart schwer
zu finden wie die berühmte Stecknadel – diesmal nicht im Heuhaufen, sondern in
einem ganzen Heustock. Zudem sind sie, weil auch Wohnungen wie alle Güter und
alle Dienstleistungen dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegen, enorm
teuer. Und nicht jeder ist ein Roger Federer, gesegnet mit soviel Talent, Ehrgeiz
und (Trainings-)Fleiss. Diese Gesetzmässigkeiten haben uns eigentlich bereits als
Kinder die Märchen der Gebrüder Grimm gelehrt. Offenbar haben sie aber Viele
von uns wieder vergessen – oder niemand hat sie ihnen erzählt. Schade.
Die Linke will nichts weniger als die Quadratur des Zirkels,
wenn sie an Zentrumslagen günstige Wohnungen für Jedermann propagiert. Das ist
nur möglich, wenn Land und Liegenschaften – wie sie es auch verlangt –
vollständig dem Markt entzogen werden. Das heisst, wenn die privaten Eigentümer
enteignet und alles dem Staat überantwortet wird. Dies auf Kosten der
Steuerzahler und auf Kosten der verfassungsmässigen Eigentumsrechte.
Wie sich das Resultat einer solchen wirtschaftspolitischen «Rosskur»
präsentiert, konnte gleich nach der Wende zum Beispiel in der ehemaligen
kommunistischen DDR begutachtet werden. Trostlose Plattenbauten bzw.
Billigwohnungen, die nach 1989 rasch von der Bildfläche verschwanden, weil sie abgerissen
werden mussten, nachdem die Bewohner sie fluchtartig verlassen hatten. Wer
bestimmt denn, wem solche staatlichen Wohnungen zu geschlagen werden? Etwa die
Politiker oder gar die Parteipolitiker wie im ehemaligen Osten? Entscheidet dann
hier wie damals die Parteifunktion oder das Parteibuch?
Die Missstände bei der Zuteilung bzw. der Belegung von mit Steuergeldern
vergünstigten Wohnungen, wie sie in den letzten Jahren etwa in Zürich, Bern und
anderswo bekannt wurden, sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Wenn das
jenes «gerechte Wohnen» ist, von dem die Linken immer wieder sprechen, dann
können wir getrost darauf verzichten.
Und übrigens: zu den grössten Investoren im Schweizer Immobilienmarkt
zählen seit ein paar Jahrzehnten unsere Pensionskassen. Weil sie unsere für unser
Alter gesparten Gelder sorgfältig, sicher und zinsbringend anlegen müssen. So
schreibt dies das Gesetz vor und so möchten wir Arbeitnehmer es alle. Wenn die
Pensionskassen das nicht mehr dürfen oder wenn der Markt durch staatliche
Eingriffe verzerrt wird, werden schliesslich alle Arbeitnehmer spätestens bei
der Pensionierung darunter leiden. Aber wer hat da im Zusammenhang mit der 2.
Säule erst kürzlich vom «Rentenklau» gesprochen? Ist das nicht eine Frage der
Fakten, sondern bloss eine Frage, wer die Täter sind?
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